Diversität

Die Frauenquote hat ein Imageproblem

Kanzleien sollten selbstbewusster mit einer Frauenquote umgehen, auch wenn sie sie verfehlen, meint Milena Sontheim.

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Einer festen Frauenquote stehen viele Kanzleien noch skeptisch gegenüber. Nur wenige haben sich selbst eine verordnet. Dennoch: Eine Quote wirkt und ist wichtig. So hat etwa Hogan Lovells vielleicht ihr Ziel nicht erreicht, aber in den vergangenen fünf Jahren so viele Frauen zu Counseln, Salary- und Equity- Partnern ernannt wie keine andere Kanzlei an der Spitze der JUVE Top 50. Doch die Quote hat ein Imageproblem – unter Frauen wie Männern. Frauen wollen nicht die Quotenfrau sein, sondern für die gleiche Leistung wie Männer anerkannt und befördert werden. Durch die Quote sehen sich viele auf ihr Geschlecht reduziert. So begegnen Männer ihnen nicht auf Augenhöhe. Manche männliche Associates sehen sich durch eine Frauenquote sogar diskriminiert. Das schadet dem Anliegen an sich. Kritisiert wird in der azur-Associate-Umfrage oft, dass eine Kanzlei aufgrund des Quotendrucks gezwungen sein kann, qualifiziertere Kandidaten abzulehnen. Positive Diskriminierung durch aktive Vorteilsgewährung bleibe trotzdem Diskriminierung. Echte Gleichstellung heißt, keine Sonderbehandlung zu erhalten.

Erschwerend hinzu kommt der Druck, die Quote für alle sichtbar erfüllen zu müssen. Eine internationale Kanzlei kommuniziert ihre Zielquote deshalb nicht mehr nach außen, weil sie weit darunter liegt. Dabei sollte Angst vor Reputationsverlust nicht dazu führen, dass ambitionierte Ziele reduziert werden. Am Ende darf es nicht darauf ankommen, ob die Quote schnellstmöglich erreicht wird, sondern auf ihre Signalwirkung. Wenn Kanzleimanager den Kulturwandel mit einer solchen Maßnahme fördern, dürfen sie mit niedrigen Quoten ruhig selbstbewusster umgehen.

Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe 04/2024 des JUVE Rechtsmarkt.

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