Eklat bei Heussen

Partner vor der Entlassung, Büros in Düsseldorf und Köln werden geschlossen

Die noch mit PricewaterhouseCoopers assoziierte Kanzlei Heussen hat einen schweren Rückschlag auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit erlitten. Auf einem Treffen von Heussen-Partnern mit Vertretern der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am vergangenen Samstag erklärten maßgebliche Düsseldorfer Partner überraschend, dass sie im Zuge der Trennung von PwC hohe Abfindungszahlungen erwarteten. Dies war für PwC nach JUVE Informationen aber nicht verhandelbar, so dass die Geschäftsführung der Kanzlei sich kurzfristig entschloss, die Büros in Düsseldorf und Köln vollständig aufzugeben.Allen Mitarbeitern in den beiden Rheinstädten - sowohl Partnern, die arbeitsrechtlich Angestellte der Heussen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH sind, als auch sonstigen Berufsträgern - ist entweder bereits gekündigt worden oder es finden Verhandlungen über Aufhebungsverträge statt. Zudem wurden die Struktur der Kanzlei-Geschäftsführung verändert und die Beteiligungsverhältnisse an Heussen neu geordnet.

Teilen Sie unseren Beitrag

Im Zuge der Ereignisse wurde Geschäftsführer Thomas Kerkhoff faktisch entmachtet. Seit dem Ausscheiden des vormaligen PwCVeltins-Namenspartners Professor Dr. Michael Veltins (JUVE 08/03) hatte Kerkhoff die in Heussen umfirmierte Kanzlei nach außen repräsentiert. Seit Anfang der Woche ist nun Bedo Panner, ehemaliger Vorstand der DG Bank, alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer. Panner war von PwC extra für den Umgestaltungsprozess in der Anwaltskanzlei engagiert worden und hatte in den vergangenen Monaten den Sanierungskurs bei Heussen maßgeblich gesteuert. Er war seit Herbst 2003 neben Kerkhoff (Düsseldorf) und Dr. Gunther Braun (München) Teil des Heussen-Geschäftsführer-Trios.

Den Veränderungen auf Geschäftsführerebene vorausgegangen war eine Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse. „Ich habe von Herrn Kerkhoff für einen Geldbetrag 98 Prozent der Anteile an Heussen erworben“, erklärte Panner gegenüber JUVE. Die restlichen Anteile werden von Namensgeber Dr. Benno Heussen und einem Notar gehalten. Dagegen sei PwC gesellschaftsrechtlich nie an Heussen beteiligt gewesen, sagte Panner. „PwC ist reiner Betriebsmittelfinanzierer, also wesentlicher Gläubiger von Heussen“.

Ausgelöst wurde die aktuelle Krise durch die Düsseldorfer Partner Hans Stefan Korsch, Dr. Michael Mütze und Edith Rautenbach auf der Versammlung am 27. März. Nach JUVE-Informationen sollte dort eigentlich über die Modalitäten der anstehenden Trennung von PwC im Zuge der Neuausrichtung der Kanzlei gemäß SEC-Standards beraten werden. Hierbei im Mittelpunkt standen insbesondere Fragen wie Gesellschafterdarlehen, die Verteilung von Restrukturierungskosten, Vergütung von Partnern über den vorgesehenen Zeitpunkt der Trennung am 1. Juli 2004 hinaus und Mietzahlungen an PwC, in deren Räumlichkeiten sich viele Heussen-Büros befinden.

Kurz vor Ende der Sitzung, in der bis dahin alle wesentlichen Fragen geklärt zu sein schienen, „platzte die Bombe“, wie es aus dem Umfeld der Kanzlei hieß. Die drei Düsseldorfer Partner machten „persönliche Ansprüche geltend, die für PwC so nicht tragbar waren“, wurde berichtet.

In der Partnerschaft wird vermutet, dass es sich bei dem Schritt aus Düsseldorf um eine länger vorbereitete Aktion gehandelt haben muss. Als auffällig notiert wurde, dass Thomas Kerkhoff, der vierte starke Partner aus Düsseldorf, nicht an der Samstagssitzung teilgenommen hat. Er befand sich zu dem Zeitpunkt im Urlaub, wo er sich auch jetzt noch aufhält.

Mit ihm und den drei anderen Partnern sollen laut Panner nun zügig Verhandlungen über Aufhebungsverträge geführt werden. „Die vier wesentlichen Partner haben um Aufhebung ihrer Verträge gebeten“, sagte Panner.

Hinter dem jetzt ausgebrochenen Konflikt dürfte die weitgehende geschäftliche Unabhängigkeit einer Düsseldorfer Anwaltsgruppe insbesondere um Michael Mütze und Hans Stefan Korsch stehen. Die von Mütze geleitete und aus seiner eigenen Kanzlei Mütze & Partner hervorgegangene Real Estate-Gruppe (JUVE 07/99) umfasst in Düsseldorf und in Köln mehr als 15 Berufsträger. Wie nun zu hören ist, hatte Mütze immer eine Boutique innerhalb von PwCVeltins bzw. Heussen betrieben. Eine Abspaltung seines Bereichs würde ihn daher wenig treffen, spekulieren Kenner der Kanzlei.

Ähnliches gilt für Arbeitsrechtler Korsch. Er soll laut Marktbeobachtern, wie die anderen Düsseldorfer auch, zu den Hauptumsatzträgern zählen. Wie Mütze arbeitet er eng mit Kölner Kollegen zusammen.

Mit den vier Abweichlern nichts zu tun hatte dagegen die bisherige Kölner Standortleiterin Rafaela Wilde. Die renommierte Medienrechtspartnerin ist jedoch eine der Leidtragenden des Radikalschnitts, der das gesamte Kölner Büro betrifft. Ihr ist ebenfalls gekündigt worden.

Wie es nun am Rhein, aber auch bei der Restkanzlei Heussen weiter geht, bleibt abzuwarten. Für Heussen sagte Panner, dass man an allen anderen Standorten (München, Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Hamburg) weiter mache wolle wie bisher. „München und Frankfurt haben dabei wesentliche Bedeutung, auch für die Zukunft.“

Allerdings haben in den vergangenen Monaten an vielen Standorten zum Teil sehr wesentliche Partner der Kanzlei den Rücken gekehrt (JUVE berichtete), so dass die Zukunft von Heussen sich in sehr viel kleinerem Umfang als bisher abspielen dürfte.

Für die Rhein-Büros machte Kerkhoff gegenüber JUVE von seinem Urlaubsdomizil aus deutlich, dass er ein gemeinsames und von Dritten unabhängiges Agieren der Büros favorisiert: „Wir werden genau in der heutigen Konstellation in Düsseldorf und Köln weitermachen, wahrscheinlich unter dem Namen Mütze Korsch & Partner.“ (Jörn Poppelbaum, Christoph Tillmanns)

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.