Berührungspunkte mit der Branche hatte die Sozietät eher über die Arbeit ihrer Private-Equity- und Venture-Capital-Praxis in München. Herrmann könnte nun das Transaktionsgeschäft, für das bisher vor allem das Münchner Dechert-Büro anerkannt ist, auch in Frankfurt beleben. Dort ist Dechert erst seit Jahresbeginn 2012 präsent, ihr Aushängeschild ist bislang die inhaltlich breit aufgestellte Fonds- und Assetmanagementpraxis. Mit seinem Zugang wächst der Frankfurter Standort künftig auf zehn Berufsträger, darunter sind fünf Equity-Partner.
Herrmann war bei WilmerHale eine der Leitfiguren der Corporate-Praxis und ist auch international für seine Beratung zu Transaktionen in der Biotech- und Pharmabranche anerkannt. Zuletzt verlagerte er seinen Schwerpunkt auf Lizenz- und Joint-Venture-Vereinbarungen. Ein Team um ihn beriet zum Beispiel 2013 das niederländische Pharma-Unternehmen UniQure bei der Kooperation mit einer italienischen Wettbewerberin. Über die künftige Leitung der deutschen Corporate-Gruppe von WilmerHale führt die Kanzlei aktuell Gespräche.
Vor seiner Zeit bei WilmerHale war Herrmann lange Zeit als Partner bei Mayer Brown in Frankfurt tätig. Zum Jahresende 2008 verließ er die Kanzlei und gehörte zu dem Team, das für WilmerHale ein zweites deutsches Büro in Frankfurt eröffnete. Die US-Kanzlei hatte seinerzeit lange nach geeigneten Quereinsteigern gesucht, um mit einem schlagkräftigen Team am Main zu starten. In der Folge wuchs das Büro schnell, teils auch durch interne Wechsel, auf knapp 30 Berufsträger.
„Es ist bedauerlich, wenn ein Kollege und Freund wie Rüdiger Herrmann die Kanzlei verlässt, mit dem man selbst 20 Jahre zusammengearbeitet hat“, sagt Reinhart Lange, Standortleiter von WilmerHale in Frankfurt, der mit Herrmann bereits bei Mayer Brown zusammengearbeitet hatte. „Doch mit Christofer Eggers und Hans-Georg Karmann haben wir Partner, die weiterhin für die Beratung der Life-Science-Branche im Frankfurter Büro stehen.“ Zudem kündigte Lange weitere personelle Zugänge in der Praxis an.
Das Life-Sciences-Team der Sozietät hatte zuletzt mehrere Anwälte verloren. Erst im Februar verließ beispielsweise eine langjährige Mitarbeiterin von Herrmann, die Counsel Ellen Bergmann, die Kanzlei und wechselte als Partnerin zu Weitnauer nach München. Vor knapp einem Jahr hatte sich schon Ilka Mehdorn, die vor allem im Medizinrecht und im Gesundheitssektor berät, in Berlin der Wettbewerberin Dentons angeschlossen.