Zum November schloss sich Franz Stirnimann Fuentes (43) der Schweizer Kanzlei Froriep an. Der Schiedsrechtspartner, der früher bei der nationalen Wettbewerberin Lalive und der spanischen Sozietät Gómez-Acebo & Pombo gearbeitet hat, war seit 2012 für die US-Kanzlei Winston & Strawn in Genf tätig. Diese hatte im Sommer angekündigt, ihre Genfer Niederlassung aufzulösen und die Kapazitäten an den Standorten London und Paris zu bündeln. Daraufhin entschloss sich Strirnimann zum Wechsel zur lokalen Einheit: „Hier erwarte ich im Hinblick auf Arbitration-Mandate weniger Interessenskonflikte als im Rahmen einer US-Großkanzlei.“ Froriep verfügt bereits über eine Schiedsrechtspraxis und hat nicht zuletzt dank ihrer Büros in London und Madrid eine internationale Ausrichtung.
Andere US-Kanzleien hingegen verstärken derzeit ihre Präsenz im Schweizer Markt: Im Juni eröffnete Orrick Herrington & Sutcliffe ein Büro in Genf und warb dafür die Partnerin Vanessa Liborio Garrido de Sousa von der US-Wettbewerberin Akin Gump Strauss Hauer & Feld ab. Zum September dann folgte White & Case dem Beispiel und holte Anne-Véronique Schlaepfer (46) an Bord, bislang Co-Leiterin Arbitration bei der renommierten Schweizer Kanzlei Schellenberg Wittmer. Die dortige Praxis wird weiterhin geführt von Elliot Geisinger, der auch als Präsident der Swiss Arbitration Association (ASA) fungiert. Im Jahr 2008 hatten sich von der dortigen Schiedspraxis Gabrielle Kaufmann-Kohler und Laurent Lévy selbständig gemacht und die Abritration-Boutique Lévy Kaufmann-Kohler gegründet.
Doch nicht nur US-Kanzleien drängen in den Genfer Markt: Auch die Pariser Kanzlei Archipel eröffnete diesen Sommer ein Büro unter der Ägide des Arbitrators Guillaume Tattevi.
Klein aber fein
Parallel ist ein Trend zur Boutiquengründung zu beobachten. Voraussichtlich zum Jahresbeginn wird die Kanzlei Peter & Partners in Genf eröffnen. Hinter ihr steht der bekannte Investionsschiedsrechtler Wolfgang Peter (67), der nach mehr als 30 Jahren aus seiner vorigen Kanzlei Python & Peter aussteigen wird. An seiner Seite bleiben der jüngere Partner Christoph Brunner sowie weitere Teammitglieder. Python, wie der andere Teil der Wirtschaftskanzlei vermutlich firmieren wird, umfasst rund 60 Anwälte. Drei verbleibende Partner arbeiten regelmäßig im Bereich Abritration, darunter auch Pierre-Yves Gunter, der ebenfalls einst bei der Marktführerin Lalive lernte. Der bekannte Namenspartner Jacques Python (72) hingegen hat gegenüber JUVE angekündigt, sich aus dem Alltagsgeschäft zurückzuziehen.
Auch Dr. Matthew Parish, ehemals für die britische Firma Holman Fenwick Willan tätig, gründete Anfang des Jahres mit Gentium Law Group seine eigene Arbitration-Boutique am Genfer See. In der wohl internationalsten Stadt der Eidgenossenschaft befinden sich der europäische Sitz der Uno, die Welthandelsorganisation (WTO) und die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Zudem ist der Handel mit Rohstoffen dort ein Milliarden-Geschäft — alles in allem ein attraktives Umfeld für die Schiedsrechtsszene.