Sie wird von dem Associate Dr. Max Schwerdtfeger (32) begleitet. Kämpfer war vor ihrem Einstieg in die Anwaltschaft rund acht Jahre lang Staatsanwältin, davon sechs Jahre im Bereich Wirtschaftskriminalität. Von tdwe aus verteidigte sie unter anderem in den Strafverfahren um BLB, die SdK und den CO2-Skandal rund um die Deutsche Bank. Zuletzt stand sie verschiedenen Banken beratend zur Seite, unter anderem im Zusammenhang mit Cum-Ex-Geschäften.
Im Markt gilt sie als engagierte Verteidigerin, die es mühelos geschafft hat, sich von ihrer Arbeit als Strafverfolgerin zu lösen. In mehreren Mandaten arbeitete sie zudem eng mit dem hoch angesehenen Dr. Sven Thomas zusammen, der inzwischen in den of Counsel-Status gewechselt ist. Auch bei Freshfields soll Kämpfer daher nicht nur beratend tätig sein, sondern auch weiter in der Individualverteidigung – durchaus ein Strategiewechsel bei der Großkanzlei.
Das Auseinandergehen von Kämpfer und Thomas Deckers war einvernehmlich. Schon seit längerem war aber bekannt, dass Kämpfers Beratungsansatz sich nicht nahtlos in das Modell von Thomas Deckers einfügte. Zwar berät vor allem die angesehene Partnerin Dr. Anne Wehnert schon lange regelmäßig große Unternehmen, doch setzte Kämpfer noch stärker auf Dauerberatung und auf die Zusammenarbeit mit Associates. Ein Modell, das der zuvor nur aus Partnern bestehenden Einheit fremd war.
Thomas Deckers gehört seit Jahren zu den führenden Strafrechtsboutiquen in Deutschland. Vor allem Thomas und Wehnert gelten als starke Verteidigerpersönlichkeiten, doch genießen auch andere Partner einen guten Ruf. Nach dem Wechsel von Kämpfer verbleiben im Düsseldorfer Büro der Kanzlei noch 10 Berufsträger. „Wir bleiben unverändert außerordentlich breit aufgestellt“, sagte Wehnert.
Freshfields gelingt mit dem Gewinn Kämpfers ein Coup. Schon seit einigen Jahren versuchen etliche internationale Kanzleien, sich mit renommierten Strafrechtlern zu verstärken. Bekannt ist dies unter anderem von Latham & Watkins, die im Sommer Dr. Finn Zeidler an Gibson Dunn & Crutcher verlor, und Allen & Overy. Auch Hogan Lovells war vor einiger Zeit auf der Suche. Der Grund: Die boomende und hoch lukrative Compliance-Beratung. Gerade Mandate für interne Untersuchungen stellten zuletzt manchen M&A-Deal in den Schatten.
Bei der Compliance-Beratung gehört Freshfields heute zu den führenden Einheiten. Derzeit steht sie in diesem Segment unter anderem an der Seite von Airbus, Volkswagen und Audi. Vor zwei Jahren sorgte sie mit dem Mandat des DFB zur Aufarbeitung der Korruptionsvorwürfe rund um die Weltmeisterschaft 2006 für Aufsehen. Die Kanzlei gehört zu den Einheiten im Markt, die zwar nicht als erstes, aber dann umso nachhaltiger ihre Compliance- und Litigationpraxis aufbauten. Inzwischen hat sie mit einem zehnköpfigen Strafrechtsteam eine breit aufgestellte und fest etablierte Praxis, zu der auch die ehemaligen Staatsanwälte Dr. Thomas Helck und Dr. Michael Moritz gehören.
Nicht gelungen war es ihr bisher allerdings, einen prominenten Kopf aus der Strafrechtsszene zu gewinnen. So überrascht auch die Euphorie von Prof. Dr. Norbert Nolte, Leiter der deutschen Litigation-Praxis, nicht: „Wir sind außerordentlich glücklich, dass wir Frau Kämpfer für uns begeistern konnten. Sie wird unsere Praxis fachlich und persönlich bereichern.“
Dass Freshfields erfahrene Quereinsteiger an Bord nimmt, hat aber auch außerhalb der Praxis Seltenheitswert. Kämpfer ist die erste – seit mittlerweile zehn Jahren.