,Gregor‘ heißt die KI-Anwendung, die vom Tech-Unternehmen Fastlaw entwickelt wurde. Das Tool ist, nach Unternehmensaussage, der erste KI-Grundbuchleser, der die digitale Verarbeitung von Grundbuchdaten vollautomatisch durchführt.
Und so funktioniert’s : Die entsprechenden Grundbuchauszüge werden in das Tool hochgeladen und ausgelesen. Die native KI analysiert Grundbucheinträge inklusive Löschungen und extrahiert innerhalb kurzer Zeit die relevanten Informationen für notarielle Urkunden wie Kaufverträge oder Grundschuldbestellungen. Diese Daten werden von ,Gregor‘ in vordefinierte Felder eingefügt.
Wie viele Daten ,Gregor‘ mit welcher Genauigkeit aus dem Grundbuch ziehen kann, hängt unter anderem mit der Komplexität des jeweiligen Grundbuchs zusammen. Schwierig wird es bei handschriftlichen Vermerken, weil diese für die KI nicht lesbar sind. Allerdings liegt die Erkennungsgenauigkeit des Tools – je nach Fall – zwischen 85 und 90 Prozent, sagt Fastlaw. Und das Tool lernt mit jedem Einsatz dazu.
Verträge mit Grundstücksbezügen bedürfen in Deutschland grundsätzlich einer Beurkundung durch einen Notar. Das Problem: Die in den Grundbüchern erfassten und mit der Zeit ergänzten Daten werden weder einheitlich noch strukturiert verarbeitet. Das stellt Notariatsmitarbeitende häufig vor Herausforderungen und kostet sie viel Zeit und Nerven, wenn sie die erforderlichen Beurkundungen vorbereiten. Mithilfe des Fastlaw-Tools würden wesentliche Grundbuchdaten nun durch eine künstliche Intelligenz extrahiert werden.
Kapazitäten-Management im Notariat
Das Legal-Tech-Unternehmen Fastlaw wurde im Frühjahr 2022 von den Rechtsanwälten Dr. Marco Rogert und Thomas Ulbrich sowie dem Digitalisierungsexperten Stefan Selge gegründet.
Nach Einschätzung von Fastlaw haben fast 50 Prozent der deutschen Notare so viel Grundstücksgeschäft, dass sich das KI-Tool für sie lohnen würde. Allerdings ist – auch in den Notariaten – insbesondere das Bauträgergeschäft zuletzt deutlich zurückgegangen, weil sich die Lage am Immobilienmarkt im vergangenen Jahr aufgrund der Zinssituation und hoher Baukosten spürbar verschlechtert hat.
Doch das Tool kann nicht nur Zeit sparen für Notariate, sondern ein wichtiger Baustein sein, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Der Markt der Notariatsfachangestellten ist hart umkämpft.
Insbesondere Notare in Großstädten wie Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg, aber auch in Niedersachsen, Bremen und Bayern klagen über zu wenig verfügbares Fachpersonal. Seit Jahren sinken die Ausbildungszahlen bei den ReNo-Fachangestellten.
Zwar nimmt zugleich die Zahl der Auszubildenden zu Notariatsfachangestellten zu, doch reicht dies bei Weitem nicht, um den aktuellen Bedarf zu decken.
Wie sich insbesondere der Notarmarkt in Berlin entwickelt hat, können Sie nachlesen im JUVE Rechtsmarkt 12/2023.