Nach dem Zusammenschluss der chinesischen Kanzlei King & Wood Mallesons mit SJ Berwin 2013 ist es die zweite chinesisch-dominierte Großfusion. Dacheng ist seit 1992 am Markt, in der Zeit wuchs die Sozietät mit Stammsitz Peking auf rund 4.000 Anwälte. Demgegenüber bringt Dentons nur rund 2.500 Anwälte in die neue Einheit ein.
Auch die Zahl der Dentons-Anwälte schnellte allerdings in den vergangenen Jahren hoch. Die Kanzlei ist Produkt des Zusammenschlusses dreier Kanzleien vor rund zwei Jahren: Damals fusionierten die US-Einheit SNR Denton, die kanadische Sozietät Fraser Milner Casgrain und die Pariser Kanzlei Salans zu einer der weltweit zehn größten Kanzleien. Seither machen sie als Schweizer Verein gemeinsame Sache. Die europäische Dentons-Praxis firmiert als LLP.
Hierzulande, wo Dentons mit rund 70 Anwälten um Managing-Partner Andreas Ziegenhagen an den Standorten Berlin und Frankfurt arbeitet, hatte die Fusion zunächst auch einige personelle Unruhe zur Folge. Zuletzt aber profitierte die Kanzlei sichtbar vom vergrößerten Netzwerk. Vom internationalen Management gab es zudem ein klares Bekenntnis zum weiteren Ausbau der hiesigen Praxis. Dies gilt nun umso mehr auch für die fusionierte Einheit.
Auch der Zusammenschluss von Dacheng und Dentons agiert künftig als Schweizer Verein, beide Einheiten bleiben finanziell unabhängig. Diese Struktur ist notwendig, weil ausländische Kanzleien nicht im chinesischen Recht beraten dürfen. Der Name Dentons soll weiter bestehen, das Logo der Sozietät aber chinesische Charakterzüge tragen.
Westliche Kanzleien immer attraktiver für Chinesen
Dentons ist unter anderem für ihre insolvenzrechtliche Praxis und die M&A-Arbeit bekannt, insbesondere die Beratung zu mittelgroßen Deals. Stärke zeigte sie zuletzt bei osteuropäischen Immobiliendeals. Zur Mandantschaft gehören seit Jahren der Getränkekonzern Coca-Cola und das Mineralölunternehmen Total, der weltweite Umsatz lag zuletzt bei 1,3 Milliarden US-Dollar.
Dacheng steht vor allem für ihre Kontakte zu großen chinesischen Konzernen in Staatsbesitz, darunter sind China Railway Construction, die China Development Bank und der Autohersteller BAIC. Durch die zunehmenden weltweiten Aktivitäten und Zukäufe chinesischer Unternehmen werden Verbindungen zu westlichen Kanzleien immer attraktiver. Dabei orientieren sich die Kanzleien auch immer stärker an dem Management angloamerikanischer Kanzleien und an deren technologischer Ausstattung.
Umgekehrt bietet der neue chinesische Partner für Dentons nicht nur die Chance auf eine bessere Durchdringung des chinesischen Markts, wo sie bisher mit Büros in Peking, Schanghai und Hongkong vertreten war. Auch von Auslandsengagements chinesischer Unternehmen will die Kanzlei stärker profitieren, denn hier gehörte sie nicht unbedingt zur ersten Reihe der internationalen Kanzleien, die eingeschaltet wurden. Dies waren eher die Londoner oder New Yorker Spitzenkanzleien. (René Bender)