Hängepartie

SKW Metallurgie muss mit Gerloff Liebler doch in die Insolvenz

Die Holding des kriselnden Spezialchemieherstellers SKW Metallurgie geht mit Dr. Christian Gerloff von Gerloff Liebler in ein Schutzschirmverfahren. Das Amtsgericht München hat den Antrag des Unternehmens auf Insolvenz in Eigenverwaltung genehmigt und Gerloff als Sachwalter eingesetzt. Die operativen Gesellschaften sind von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen.

Teilen Sie unseren Beitrag
Christian Gerloff
Christian Gerloff

Der fertige Sanierungsplan des Vorstands lag schon in der Schublade. Speyside kaufte den Gläubigerbanken für 74 Millionen Euro die laufenden Kredite ab und sollten über einen Debt-to-Equity-Swap, also einem Aktientausch, die Mehrheit bei SKW übernehmen. Die übrigen Aktionäre wären mit fünf Prozent der Anteile abgefunden worden.

Dieses Konzept hätte in wenigen Tagen von der Hauptversammlung abgesegnet werden sollen. Allerdings mehrten sich die Anzeichen, dass der Hedgefonds MCGM das Konzept blockieren würde, heißt es in einer Adhoc-Meldung. Damit seien die Sanierungspläne vorerst gescheitert und der Insolvenzantrag unausweichlich gewesen.

MCGM ist Aktionärin von SKW und über ihren Geschäftsführer Dr. Olaf Marx auch Mitglied des Aufsichtsrates. Der Münchner Hedge Fonds liefert sich mit Vorstand und Aufsichtsrat seit einigen Jahren einen Machtkampf um die Strategie des Unternehmens, das schon länger ein Sanierungsfall ist. Der schwankende Stahlmarkt und ein längerer Rechtsstreit mit ehemaligen Vorstandsmitgliedern um Schadensersatz für Geschäfte in Bhutan und Schweden lähmten den Konzern. Mit den Vorständen hat sich SKW inzwischen verglichen. Eine D&O-Versicherung der Ex-Manager hat 3,35 Millionen Euro gezahlt, das Unternehmen macht dafür keine weiteren Ansprüche geltend.

SKW hält auch jetzt noch an den Übernahmeplänen mit Speyside fest, allerdings muss dies nun im Rahmen des Insolvenzplans geschehen.

Sachwalter SKW Metallurgie
Gerloff Liebler (München): Dr. Christian Gerloff

Spahlinger_Andreas
Spahlinger_Andreas

Berater SKW Metallurgie
Gleiss Lutz: Dr. Andreas Spahlinger (Corporate/Restrukturierung; Stuttgart), Steffen Carl (Corporate; München) – aus dem Markt bekannt

Berater Speyside Equity
Freshfields Bruckhaus Deringer (München): Dr. Barbara Keil, Jochen Wilkens, Dr. Kai Hasselbach (Frankfurt; alle Corporate)

Bankenkonsortium
Noerr: Andreas Naujoks (Finanzierung), Dr. Thomas Hoffmann (Frankfurt); Associate: Dr. Andrea Braun (beide Restrukturierung und Insolvenz)

Berater MCMG
Graf Kanitz Schüppen & Partner (Stuttgart): Prof. Dr. Matthias Schüppen

Hintergrund: Alle Berater sind aus dem Markt bekannt.

Mit Gerloff bekommt SKW einen erfahrenen Verwalter und Restrukturierungsexperten, der sich vor allem bei den Modeinsolvenzen der jüngsten Vergangenheit einen Namen gemacht hat. Er war beispielsweise Sachwalter bei den Modelabels Escada und Laurèl. Die Insolvenz der Modehäuser Wöhrl begleitete er jüngst als Chief Restructuring Officer. Für Unternehmer Hansrudolf Wöhrl wurde er vor einigen Wochen erneut tätig, weil er diesen bei seinem Angebot für die insolvente Air Berlin beriet.

Die Gleiss-Partner Spahlinger und Carl sind schon länger mit dem Auf und Ab von SKW Metallurgie vertraut. Die Kanzlei berät umfassend zu gesellschaftsrechtlichen und sanierungsbezogenen Fragen und hatte gemeinsam mit Noerr als Bankenberater und Freshfields für Speyside den ursprünglichen Sanierungsplan rechtlich ausgearbeitet.

Barbara Keil
Barbara Keil

Freshfields hat Speyside unter Federführung von Keil vor Kurzem beraten, als der auf restrukturierungsbedürftige Objekte spezialisierte Investor seine Anteile an United Initiators verkaufte. Das Unternehmen ist ebenfalls ein Chemikalienproduzent.

Noerr hatte die Banken unter Federführung von Finanzierungspartner Naujoks beraten, als SKW den Konsortialkredit aufnahm. Nun kamen die Noerr-Anwälte wieder beim Verkauf der Forderungen an Speyside zum Zug, diesmal unter Einbindung der Restrukturierungsexperten um Praxisgruppenleiter Hoffmann.

Wie zu hören ist, wird MCGM vom Stuttgarter Corporate- und Aktienrechtsspezialisten Schüppen vertreten, der als Experte für gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten gilt.

Andreas Naujoks
Andreas Naujoks

In den komplexen Haftungsprozessen ehemaliger Vorstände, die im Frühjahr dieses Jahres in einem Vergleich endeten, waren für die Gesellschaft die Hengeler Mueller-Partner Dr. Viola Sailer-Coceani und Prof. Dr Jochen Vetter engagiert. Die ehemalige Vorstandsvorsitzende wurde von Dr. Ulrike Friese-Dormann, Corporate-Litigation-Partnerin bei Milbank Tweed Hadley & McCloy vertreten. Für den ehemaligen Finanzvorstand handelte Dr. Daniel Walden, Partner bei Beiten Burkhardt in München, den Vergleich aus. Der D&O-Versicherer CNA mandatierte Clyde & Co-Partner Dr. Henning Schaloske.

Wir haben den Artikel am 4. Oktober 2017 ergänzt.

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und einen Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte unseren Bedingungen für Nachdrucke und Lizenzierung.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin.
www.pressemonitor.de