Dass er sich nun für den Eintritt als Vollpartner bei Hoffmann Liebs entschied, begründete Heuchemer mit Größe und Umfang vieler seiner Mandate. „Ich hatte immer das Glück, bedeutende Mandate zu betreuen, dafür ist ein leistungsfähiges Back-Office und eine breite Flankierung notwendig. Anders hätte ich mein Niveau nicht halten können“, sagte Heuchemer.
Mit der Umstrukturierung ihres Berliner Standortes reagiert die Kanzlei auf die Heterogenität des bisherigen Verbunds. Namenspartner Klaus Fritsch betonte, dass man sich seit der Erweiterung des Berliner Büros 1999 und mit der Aufnahme von Ruhe und Hirt, bestimmte Ziele und ein Zeitlimit zur Profilschärfung im lokalen Markt gesetzt hätte. Die Berliner Partner hätten zwar positive wirtschaftliche Ergebnisse erzielt, aber letztlich andere „Kundenkreise angesprochen“, z.B. im grundstücks- und immobilienrechtlichen Notariat. Da die standortübergreifende Zusammenarbeit aufgrund der unterschiedlichen Größenordnung der Berliner und Düsseldorfer Mandate nicht zufriedenstellend verlaufen sei, habe man sich zu einem „Relaunch“ in der Bundeshauptstadt entschieden.
„Eine solche Trennung ist hart, aber es hat keinen Sinn, die Sozietät auf Dauer einem so deutlichen Leistungsgefälle auszusetzen“, sagte Fritsch.
Berlin-Partner Ruhe bestätigte die Unterschiede in der Ausrichtung: „Düsseldorf und Berlin haben in der Vergangenheit gut harmoniert. Die Frage war, ob das auch zukünftig der Fall sein würde. Unsere Einschätzungen die Arbeitsschwerpunkte und auch die neue Kanzleiadresse in Mitte betreffend gingen auseinander.“
Zu seiner Zukunft sagte Ruhe, er wolle sich mit einer „kleinen, schlagkräftigen Mannschaft“ selbständig machen. Die Verhandlungen darüber, ob die mit ihm ausgeschiedenen Partner mitkommen, liefen noch.
Das frisch formierte HLF-Büro soll an seiner neuen Adresse in Berlin-Mitte vor allem durch zwei Merkmale bestimmt sein: Orientierung auf den Mittelstand und Unternehmerfamilien und eine fachliche Anknüpfung an Düsseldorf hinsichtlich Gesellschaftsrecht (einschließlich M&A und Corporate Finance) sowie Projektentwicklung.
Zudem sehen die Partner Potenzial für Osteuropa und den baltischen Raum. Die Zahl von derzeit fünf Berufsträgern soll mittelfristig verdoppelt werden. „Wir möchten den Platz einnehmen, den ehedem die unternehmerischen, originär Berliner Kanzleien in der Stadt inne hatten“, betonte Heuchemer.
Unterm Strich fällt der strategische Gesamtzusammenhang auf, in dem die Neuausrichtung des Berliner Büros steht: die Aufgabe des Chemnitzer Standortes und die Bekanntgabe einer Allianz mit Pinsent Curtis Biddle. Von einem Trimmen der Sozietät in Richtung auf eine Fusion könne allerdings keine Rede sein, hieß es. Denn, so Heuchemer: „Sonst wäre ich nicht gekommen“.