Inhouse

Legal Tech scheitert (noch) an Aufwand, Kosten und Produktangebot

Die Corona-Pandemie hat dem Thema Legal Tech neuen Schwung gegeben. Wie die JUVE-Inhouse-Umfrage zeigt, ist die Mehrheit der Unternehmensjuristen überzeugt, dass die Pandemie auch langfristig in diese Richtung wirken wird. Davon abgesehen stehen viele Inhouse-Juristen den existierenden Tech-Angeboten noch immer skeptisch gegenüber.

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Faktisch hält sich die Verbreitung von Tech-Lösungen in Rechtsabteilungen bisher in engen Grenzen. Abgesehen von elektronischen Akten, die bereits über die Hälfte aller Teilnehmer an der JUVE-Inhouse-Umfrage verwenden, sind cloudbasierte Systeme am weitesten verbreitet. Sie werden von immerhin 25 Prozent der Teilnehmer bereits genutzt, auch als Co-Working-Tools.

Aufgeschlossen stehen die Inhouse-Juristen daneben auch Softwarelösungen zur Vertragserstellung gegenüber. E-Billing- und Mandatierungssoftware dagegen stoßen besonders oft auf Ablehnung: 20 Prozent der Teilnehmer halten E-Billing für „undenkbar“, bei der softwaregestützten Mandatierung sind es sogar 31 Prozent.

Kosteneinsparungen bleiben Zukunftsmusik

Als Hindernisse schätzen die Teilnehmer der JUVE-Inhouse-Umfrage vor allem den nötigen Kosten- und Organisationsaufwand ein: 49 Prozent beurteilen die Kosten als Deal-Breaker oder zumindest hinderlich, bei der Einbettung in die existierende IT-Infrastruktur des Unternehmens sind es sogar 54 Prozent. Besonders verbreitete Kritik gibt es auch daran, dass die existierenden Legal-Tech-Angebote nur Teillösungen bieten – ein Kritikpunkt, der auch aus Kanzleien vielfach zu hören ist. 

Schwierigkeiten

Diejenigen Inhouse-Juristen, die Legal Tech einen Einfluss auf die Kostenentwicklung zuschreiben, sehen in ihnen vor allem einen Kostentreiber. Erst 3 Prozent der Befragten haben durch Legal-Tech-Tools gespart. Dies zeigt, dass die Rechts- und Compliance-Abteilungen nach wie vor in der Investitionsphase sind und bislang kaum von den Effizienzgewinnen profitieren. 

Tech-Interesse der Syndizi gewachsen

Das nötige Interesse wäre dabei durchaus gegeben. Die Haltung der Inhouse-Juristen zur Einführung neuer Tools hat sich im vergangenen Jahr verändert: Inzwischen wünschen sich 38 Prozent der Befragten eine stärkere IT-Flankierung zur Arbeitserleichterung. Zugleich hält es ein gutes Drittel aber nicht für zielführend, externe IT-Spezialisten zu nutzen, um geeignete Tools zu finden. Das Verhältnis zwischen Legal Tech und Jura bleibt also angespannt. 

Um sich über Legal-Tech-Entwicklungen zu informieren, setzen die meisten Inhouse-Verantwortlichen auf Fachmedien und den Austausch mit Kollegen aus anderen Unternehmen. Die Informationsangebote von Kanzleien stoßen auf deutlich weniger Begeisterung. Das Interesse der Inhouse-Juristen ist in jedem Fall gewachsen: Nur noch rund 6 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich über Entwicklungen im Legal-Tech-Umfeld gar nicht oder so gut wie gar nicht informieren. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer lehnt es kategorisch ab, das Thema Legal Tech der IT-Abteilung zu überlassen.

An der JUVE-Inhouse-Umfrage nahmen im Herbst 2020 insgesamt 256 Verantwortliche aus den Bereichen Recht und Compliance teil, der Großteil davon General Counsel oder ähnliche Leitungsfunktionen. Sie repräsentieren fast 2.200 Unternehmensjuristen in Deutschland und fast 3.000 Berufsträger im Ausland aus Unternehmen aller relevanten Branchen.

Die kompletten Ergebnisse der JUVE-Inhouse-Umfrage finden Sie in der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt 2/2021. Mehr Zahlen und Details gibt es ab sofort auf JUVE plus, unserem neuen interaktiven Benchmarking-Tool.

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