Das Amtsgericht Leipzig hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren über den Filialisten Fexcom eröffnet, einem Händler für Telekommunikationstechnik. Rund 300 Mitarbeiter sind betroffen. Verfahren für zwei weitere Unternehmen der Philion-Gruppe, zu der Fexcom gehört, sollen folgen.
Fexcom wurde 1993 gegründet und zählt nach eigenen Angaben zu den größten unabhängigen Mobilfunkhändlern in Deutschland. Sie betreibt deutschlandweit derzeit mehr als 130 Läden. Seit 2018 gehört sie zur Philion-Gruppe und hat in jenem Jahr etwa 50 Millionen Euro umgesetzt.
Aufgrund der Corona-Pandemie seien bei der Gruppe erhebliche Einnahmen ausgefallen. Zum Ausgleich beantragte sie KfW-Fördermittel und stellte einen Antrag beim Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Wirtschaftsministeriums. Obwohl man sich laut Philion weitestgehend über die Eckpunkte einer stillen Beteiligung durch den Bund geeinigt habe, konnte zur Finanzierung des benötigten Liquiditätsbedarfs offenbar keine Einigung erzielt werden.
Joachim Voigt-Salus, Namenspartner der Berliner Insolvenzrechtsboutique Voigt Salus, ist vorläufiger Insolvenzverwalter bei Fexcom. Der erfahrene Restrukturierer wird von seinem Partner Oliver Sietz und dem Leipziger Associate Christian Krönert unterstützt. Vor Kurzem hatte sich die Sozietät nach Hannover erweitert, wo sie die Kanzlei Franke integrierte.
Die Antragstellung wurde von Enrico Schwartz, Inhaber der Cottbuser Kanzlei Schwartz Consulting, beraten. Im vorläufigen Gläubigerausschuss sitzt neben der Bundesanstalt für Arbeit unter anderem auch der Zulieferer SBS Mobile Deutschland.
Auch für die börsennotierte Berliner Muttergesellschaft Philion soll diese Woche ein Insolvenzantrag gestellt werden. Philion startete im April 2019 an der Börse und wurde kurz danach in der Spitze mit etwa 15 Millionen Euro bewertet.
Kurz nach Fexcom stellte eine weitere Tochtergesellschaft namens O.B.S. einen Insolvenzantrag. Das Amtsgericht Leipzig bestellte auch hier Voigt-Salus zum vorläufigen Verwalter. Die Bochumer O.B.S. ging aus der ehemaligen Handyflash hervor: Handyflash war 2019 insolvent, wurde damals von einsAmobile übernommen und ging in der One Brand Solutions (O.B.S.) auf, die wiederum von Philion übernommen wurde.