Interview mit Fieldfisher

„Wir haben einen klaren Wachstumsplan“

Der IP- und Medienrechtler Philipp Plog gehörte 2007 zum Startteam von Fieldfisher in Deutschland. Die 2016 ausgerufene Expansionstrategie der Kanzlei begleitet er als Managing-Partner vom Hamburger Büro aus.

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Philipp Plog
Philipp Plog

JUVE: Sie waren 2007 einer von vier Anwälten des Startteams von Fieldfisher in Hamburg. Heute arbeiten in Deutschland knapp 60 Berufsträger für die Kanzlei. Nach München und Düsseldorf hat Fieldfisher nun auch ein Büro in Frankfurt eröffnet. Welche Gefahren birgt ein Wachstum mit so vielen Quereinsteigern?
Philipp Plog:
Bislang hatten wir ein gutes Händchen bei Quereinsteigern. Das liegt daran, dass das Wachstum in Deutschland geschaffen und gemanagt wird, und dass wir entscheidungsfreudig sind. Wir schauen uns die Kandidaten sehr genau an und verhandeln die Pakete vor Ort. Die einzelnen Länder haben bei Fieldfisher ein hohes Maß an Gestaltungs- und Mitsprachemöglichkeiten. Das spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung: Jeder europäische Standort hatte im vergangenen Jahr sein erfolgreichstes Jahr, und in diesem Geschäftsjahr wird es wohl wieder so sein.

Ja klar, viele Quereinsteiger bedeuten auch mehr Umsatz …
Wir haben aber nicht nur Partner geholt. Insgesamt haben wir in den letzten 24 Monaten auch 23 Associates in Deutschland an Bord geholt und  das Management im Bereich der Business Services stark ausgebaut. Damit haben wir Leverage und Infrastruktur geschaffen. Die deutschen Standorte gehören zu den profitabelsten in Europa.

Wie gehen Sie bei der Integration vor?
Eine gute Voraussetzung ist, dass die deutschen Partner stark in den Auswahlprozess von Quereinsteigern einbezogen sind und dass wir dabei sehr behutsam sind. Aber auch unser Vergütungssystem fördert die Vernetzung: Es basiert auf dem Merit-based-Prinzip, honoriert damit auch die Weitergabe von Mandaten. Wer seine Mandanten an mehreren Standorten aktiviert, profitiert enorm.

Welche Strategie verfolgen Sie?
Wir haben einen klaren Wachstumsplan – wobei wir, anders als in Großbritannien, in Deutschland keinen Full-Service-Ansatz verfolgen. Von Beginn an wollten wir unsere drei Säulen IP/IT, Corporate und Regulatory/Competition  in ­­der deutschen Praxis etablieren. Corpo­­rate-Teams gibt es mit unterschiedlicher Spezialisierung an jedem Standort in Deutschland, und in den anderen Bereichen ergänzen sich die Büros und Teams sehr stark. Vor zweieinhalb Jahren haben wir zudem europaweit die Spezialisierung auf die Sektoren Technologie, Finanzinstitute, Energie und Life Science als Matrix über diese Struktur gelegt. Damit haben wir eine Marschroute. Im Moment basteln wir am Wachstumsplan für die kommenden drei Jahre.

Sie wollen Frankfurt in den nächsten drei Jahren kräftig ausbauen – kein leichtes Unterfangen in dem Markt, insbesondere wenn man als Marke noch nicht so bekannt ist. Welches Profil soll die Kanzlei bekommen?
Frankfurt soll stark auf Finance ausgerichtet sein. Deshalb war der Gewinn des Norton Rose-Teams auch ein guter Start, zumal wir in London im Bereich Finance eine große Praxis haben. Ein zentraler Grund für den Wechsel  des Finance-Teams zu uns war die starke Technologie-Expertise von Fieldfisher – sie lässt sich mit dem Regulierungs-Know-how der Frankfurter für digitale Geschäftsmodelle verknüpfen. Das wird ein Leitmotiv für die Strategie in Frankfurt sein. Außerdem werden wir in Frankfurt auch Corporate weiter ausbauen, vor allem bei internationalen M&A-Transaktionen.

Die Verbindung zwischen Finance und Technologie haben sie 2017 hergestellt, als die Kanzlei die Plattform Condor ins Leben rief. Was kann sie?
Condor ist ein Produkt, das zu günstigeren Preisen juristische Dienstleistungen für Banken anbietet, die von diesen nicht mehr zu Stundenhonoraren vergütet werden (Vertragsverhandlungen, Dokumentation, Projektmanagement, Automatisierung). Prozesse werden hier zunächst von uns zerlegt und je nach Know-how in Länder wie Irland, Südafrika und Indien bearbeitet werden. Später werden die Einzelteile gebündelt und an den Mandanten zurückgespielt. Alles läuft stark technisiert ab. Für uns war das ein großer Schritt in Richtung Legal Tech – die enorme Nachfrage hat uns allerdings überrascht. In Kürze werden wir unter dem Namen Condor Flight auch einen On-Demand-Service anbieten, der unter anderem Condor-Anwälte auf Zeit vermittelt.

Sie sind auch in anderen europäischen Ländern zuletzt stark gewachsen. Was steht als nächstes auf der Agenda?
Spanien soll noch dazu kommen, nachdem wir zuletzt nach Italien, Holland und Luxemburg expandiert sind. Ansonsten sind wir jetzt in den wichtigsten europäischen Wirtschaftszentren vertreten. Diese wollen wir nun erst einmal noch stärker machen.

Das Gespräch führte Christine Albert.

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