Weiand: Deutschland war schon immer ein wichtiger Standort und ist einer der bedeutendsten juristischen Märkte, der sowohl signifikante inländische als auch grenzüberschreitende Geschäftsmöglichkeiten bietet. Die Gesamtstrategie für Allen & Overy sieht für das Jahr 2007 ein Wachstum vor allem in den USA, Deutschland und Fernost vor.
Ist die deutsche Praxis langsamer gewachsen als erwartet, und wenn ja, warum?
Nicht wirklich. Unsere Strategie in Deutschland unterscheidet sich von der der meisten anderen englischen Kanzleien. Da wir derzeit keine geeigneten Kandidaten für eine Fusion sehen, haben wir uns für eine andere Strategie entschieden: Wir fokussieren uns auf organisches Wachstum auf allen Ebenen, insbesondere durch Quereinsteiger, auf Partnerebene seien etwa Dr. Michael Ulmer oder Martin Bechtold genannt, und durch Partnerernennungen aus eigenen Reihen.
In wie weit kann sich Allen & Overy aber im US-Markt positionieren, ohne zu fusionieren?
Organisches Wachstum und Lateral-Hires spielen auch bei der Positionierung im US-Markt eine wichtige Rolle: Wir sind in New York auf diesem Wege personell und finanziell stark gewachsen und mit der dortigen Entwicklung sehr zufrieden. Natürlich stellt sich für uns ebenso wie auch für andere europäische Kanzleien, die den US-amerikanischen Markt erschließen wollen, weiterhin die strategische Frage nach einer Fusion. Aktuelle Pläne gibt es aber derzeit meines Wissens nicht.
US-Kanzleien werden in Europa immer stärker. Beunruhigt Sie das?
Wir nehmen diese Wettbewerber sehr ernst, haben aber keine Angst vor ihnen. In den 90er Jahren waren es vor allem englische Kanzleien, die nach Deutschland kamen, in diesem Jahrzehnt sind es überwiegend US-Kanzleien. Ob sie wirklich eine Gefahr für das Geschäft der international aufgestellten europäischen sogenannten Fullservice Kanzleien darstellen, wird die Zukunft weisen. Die meisten verfolgen eine andere Strategie. Ich bin mir daher nicht sicher, ob sie alle auch in zehn Jahren noch in Deutschland präsent sein werden.
Das Gespräch führte Rachael Smith.