Pricing

„Let’s talk about money!“ – Wie entwickelt sich die Preisfindung?

Ob die Billable Hour tot, untot oder quicklebendig ist, spielt gar keine so große Rolle. Kanzleien und Rechtsabteilungen sind längst dabei, differenzierte Pricing-Modelle zu entwickeln. Und KI ist bereits im Alltag angekommen. Das zeigte überraschend deutlich die erste JUVE Pricing Legal Services Conference in Frankfurt.

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Wenn Anbieter und Einkäufer von Rechtsdienstleistungen aufeinanderstoßen, kann es schon mal krachen – sollte man meinen. Von Extremen, wie sie aus Amerika kolportiert werden, Partnerstundensätzen bis 2.800 US-Dollar etwa, ist man in Europa zwar weit entfernt. Auch die bei vielen US-Konzernen übliche automatisierte Ablehnung von Anwaltsrechnungen, die nicht genau den vorgegebenen Standards entsprechen, hat sich in der alten Welt noch nicht eingebürgert. Aber wenn es ums Geld geht, schenkt man sich auch in Europa nichts.

Gar nicht selbstverständlich also, dass Inhouse-Juristen, Kanzleianwälte und die Business-Profis beider Seiten gut gelaunt, konzentriert und konstruktiv einen ganzen Tag lang diskutieren, wohin sich die Preisfindung im Rechtsmarkt entwickeln könnte. „Let’s Talk About Money – Pricing Legal Services“ hatte JUVE die erste Konferenz zu diesem Thema in Kontinentaleuropa betitelt, in Kooperation mit dem Legal-Operations-Experten Achim Tschauder.

Wie weit man in der Praxis schon ist, zeigte sich unter anderem bei den Panel-Diskussionen. Auf Inhouse-Seite waren unter anderem Freek Stähr von SAP, Natalie Shkarban von PPG und Stano Gejdos von Syngenta dabei; auf Kanzleiseite Dr. Hariolf Wenzler (Ypog und Bucerius Center on the Legal Profession), Ava Moussavi von GvW Graf von Westphalen, Lena Haffner von Norton Rose Fulbright, Dr. Pierre Zickert von Hengeler Mueller und Dr. Matthias Lichtblau von Dentons.

Festpreise für die einzelnen Module, in die sich Mandate zerlegen lassen, sind bereits ebenso gängig wie Retainer-Modelle und mehrstufige Bepreisung von Dauermandaten etwa im Vertragsrecht oder in der Regulatorik, je nach Komplexität. Gleich mehrfach Thema war eine Studie, die die Bucerius Law School gemeinsam mit den Beratern von Simon Kucher erstellt hatte und die eine komplette Neuaufstellung vieler Kanzlei-Geschäftsmodelle durchexerziert, von der High-end-Beratung auf Honorarstundenbasis bis zur halb- bis vollautomatisierten Massenarbeit zu degressiv strukturierten Paketpreisen. KI spielt dabei gleich auf mehreren Ebenen eine Rolle, in der inhaltlich-juristischen Arbeit ebenso wie bei den Arbeitsabläufen in Administration und Einkauf.

Mit welcher Technik und auf welcher Datenbasis die Mandanten inzwischen arbeiten können, zeigte Daryl Sweeney vom Tech-Anbieter Persuit auf. Ein Schlagwort aus dem Legal Spend Management, die Preisfindung per „Reverse Auction“, also gegenseitigem Unterbieten, taugt dabei sicher auch als Kampfbegriff. Doch so oder so: Pricing, so viel dürfte sicher sein, steht heute auch in Festland-Europa ganz weit oben auf der Agenda.

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