JUVE: Kapellmann hat zu Beginn des Jahres zwei Equity-Partner und dreizehn assoziierte Partnern ernannt – warum so viele?
Axel Kallmayer: Bei Partnerernennungen schauen wir nicht primär auf die Anzahl der zu Ernennenden, sondern auf deren individuelle Qualifikation und unternehmerischen Fähigkeiten, die in diesem Jahr bei einer großen Zahl der Kandidaten herausragend waren. Wir rekrutieren unseren Partnernachwuchs traditionell fast ausschließlich aus den eigenen Reihen und investieren viel Zeit in die persönliche Entwicklung. Wir haben gute Leute, spannende Mandate, viel Arbeit und erstmals beim Gesamtumsatz die 50-Millionen-Euro-Marke geknackt. Es war also an der Zeit, jüngere Anwälte nachrücken zu lassen.
Die Position des assoziierten Partners haben Sie seit einigen Jahren. Nun erhöhen Sie die Zahl auf einen Schlag drastisch.
Wir haben uns bewusst dazu entschieden, weil wir eine Reihe von sehr guten jungen Anwälten haben, die bereit für die nächste Karrierestufe sind. Der assoziierte Partner ist eine notwendige Durchgangsstation zum Equity-Partner, man kann aber auch auf Dauer assoziierter Partner sein, wenn der- oder diejenige nicht zum Equity-Partner ernannt wird oder eine Equity-Partnerschaft auch gar nicht anstrebt.
War das Modell denn bereits bei seiner Einführung vor acht Jahren als Alternative zum Equity-Partner gedacht?
Nein. Als dann aber im vergangen Jahr die ersten Jahrgänge zur Entscheidung über die Equity-Partnerschaft anstanden und sich abzeichnete, dass manche Kollegen auf Dauer als assoziierte Partner bei uns tätig sein werden, haben wir das Modell ergänzt, um eine langfristige Tätigkeit auch als assoziierter Partner attraktiv zu gestalten. Inzwischen ist bei allen Anwälten der Zwischenschritt des assoziierten Partners auch im Vertrag verankert.
Welchen Einfluss haben assoziierte Partner?
Assoziierte Partner sind nicht bei den beiden kanzleiweiten Partnerversammlungen dabei, wohl aber oft bei den örtlichen Partnersitzungen, in denen wir unser Tagesgeschäft steuern. Und viele von ihnen haben Managementaufgaben übernommen, zu denen z.B. Marketing, Personalführung und Recruiting gehören.
Stichwort Frauen: Der Frauenanteil bei Kapellmann ist eher beschämend, gerade auch in der Partnerschaft…
Der Anteil der Kolleginnen bei uns steigt seit Jahren, was uns sehr freut. Dabei muss man sehen, dass das Baurecht nun einmal unser Kerngebiet ist – und es gibt nur sehr wenige Absolventinnen, die sich dafür interessieren. Dies ist objektiv nicht gerechtfertigt, da sich unsere Baurechtlerinnen durchweg einer hohen Mandantenakzeptanz erfreuen. Dennoch sind wir auch weiterhin auf der Suche, unter den vier ernannten assoziierten Partnerinnen sind aber immerhin zwei Baurechtlerinnen. Aber wenn man sich die Bereiche abseits des Baurechts ansieht, etwa Gesellschaftsrecht oder Kartellrecht, da liegt der Frauenanteil bei über einem Drittel und damit höher als in vielen Wirtschaftskanzleien.
Entwickelt sich nun durch die jüngeren Kollegen eine Art zweite Ebene?
Wir wissen, dass unsere Wahrnehmung im Markt im Moment insbesondere auf die ältere Generation zurückgeht. Generationswechsel ist also generell ein Thema. Wir arbeiten aber bereits in den Praxisgruppen daran, die jüngeren Anwälte nach vorne zu bringen. Das hat besonders gut bei den branchenspezifischen Teams geklappt. Ein Beispiel: Im Kompetenzteam ‚Flughäfen‘ können sich die jüngeren Kollegen profilieren, indem sie Mandantenseminare und Vorträge organisieren und dort dann auch als Referent auftreten.
Wie sieht es denn nach der jetzigen starken Ernennungsrunde aus: Können sich Associates überhaupt noch Hoffnungen machen?
Eindeutig ja. Wir gehen davon aus, dass es auch in den nächsten Jahren wieder ähnliche Zahlen geben wird – da erwarten uns weitere starke Jahrgänge.
Das Gespräch führte Melanie Müller.