Interview mit Patrick Buse

„Mein Traum wäre ein Chatbot mit gut produzierten Videos“

Patrick Buse, Head of Legal & Corporate Affairs bei Anheuser-Busch InBev Germany, sieht spezialisierte Outsourcing-Dienstleister für das Corporate Housekeeping im Vorteil gegenüber Kanzleien. Und hat weitere Ideen, um die Effizienz in Rechtsabteilungen zu steigern.

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JUVE: Herr Dr. Buse, Sie haben das Corporate Housekeeping ausgelagert. Was hat Sie dazu bewogen?
Dr. Patrick Buse: Als schlank aufgestelltes Team ist agiles Arbeiten für uns essenziell. Daher schauen wir immer, wo wir Effizienzen heben können. Und das laufende gesellschaftsrechtliche Geschäft ist eine relativ standardisierte Arbeit, die gut zu terminieren und planbar ist, auch über viele Konzerntöchter hinweg.

Und wie funktioniert das?
Wir arbeiten mit dem Dienstleister Eqwal zusammen. Dort ist ein großer Pool von erfahrenen Juristen beschäftigt, von denen auch viele Inhouse-Erfahrung haben. Die wissen, was auf sie zukommt, wenn sie die Organisationscharts und Jahresplanungen sehen, und können sich die Arbeit dann selbst einteilen.

Diese Arbeit hätten Ihnen sicher auch Kanzleien gerne abgenommen …
Wir arbeiten in anderer Hinsicht gerne mit Kanzleien zusammen, an klar definierten Projekten. Aber im laufenden Geschäft sind die neuen Personaldienstleister in der Regel deutlich günstiger, und wir halten die Augen gerne nach neuen Lösungen offen.

Gibt es denn sonst etwas, was Sie gerne noch auslagern oder digitalisieren würden?
Als ich 2018 aus der Kanzlei ins Unternehmen wechselte, war Anheuser-Busch schon weitgehend digitalisiert. Das Rechtsteam, das im Open Space mit den kommerziell arbeitenden Kollegen und Kolleginnen zusammensitzt, arbeitet zu mehr als 90 Prozent papierfrei und zum Beispiel auch mit DocuSign. Das hat auch das mobile Arbeiten in den Lockdown-Phasen sehr erleichtert.

Was hat sich durch die Pandemie bei Ihnen verändert?
Viele unserer Kunden im Gastronomiebereich hatten eine sehr schwere Zeit durch die Pandemie. Wir haben unsere Kunden unterstützt und viele individuelle Lösungen gefunden. Außerdem konnten wir kurzfristig Desinfektionsmittel produzieren und kostenlos zur Verfügung stellen, als dieses zu Beginn der Pandemie Mangelware war. Doch die Nachwehen der Pandemie spüren wir bis heute.

Wirkte sich das auch auf Ihr Team aus?
Es gab ja lauter neue rechtliche Vorschriften zu berücksichtigen, wie in jeder Krise. Inhaltlich haben wir uns da schnell angepasst.

Was würden Sie die kommenden Jahre gerne noch implementieren?
Mein Traum wäre ein Chatbot mit gut produzierten Videos. Damit könnten wir anschaulich und in klar verständlicher Sprache Antwort geben auf Standardprobleme des operativen Geschäfts. Ich bin mir sicher, dass wir einen großen Teil der Ad-hoc-Anfragen damit auffangen könnten. Und auch die Compliance-Schulungen, die wir gemeinsam für 300 bis 400 Leute im Jahr in ganz Deutschland machen, könnten davon profitieren.

Anderes Thema, aber nicht minder brennend: Wie viele Leute hatte Anheuser- Busch vor Kriegsbeginn in der Ukraine?
Wir hatten dort insgesamt ungefähr 1.800 Mitarbeitende. Aber wir hatten in den Wochen davor schon Pläne geschmiedet, wie wir unsere Leute in Sicherheit bringen könnten, falls sich die Lage weiter zuspitzt. Insofern konnten wir dann ab dem 24. Februar sofort mit der Evakuierung der Kolleginnen und Kollegen und ihrer Angehörigen beginnen. Aber es war trotzdem ein enormer Kraftakt und die extra dafür abgestellten Mitarbeitenden waren sehr engagiert und unterstützen noch heute intensiv.

Das Interview stammt aus der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt 07/2022.

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