Ende einer Ära

Noerr zieht sich aus Osteuropa zurück

Nach gut 30 Jahren zieht sich Noerr nun schrittweise aus den Ländern Osteuropas zurück. Wesentliche Teile des dortigen Geschäfts überträgt die Kanzlei an Kinstellar. Als Gründe für den Schritt nannte Noerr die trüben Wachstumsaussichten vor Ort.

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Kinstellar übernimmt die Büros in der Slowakei, Rumänien, Ungarn und Tschechien mit insgesamt 73 Beratern und Beraterinnen. Dazu haben beide Kanzleien eine Vereinbarung getroffen. Nach Angaben von Noerr soll die Transaktion in den kommenden Monaten abgeschlossen werden, sobald alle regulatorischen und sonstigen Freigaben vorliegen. Noerr und Kinstellar werden danach auf einer nicht-exklusiven Basis in den jeweiligen Jurisdiktionen kooperieren. 

Offen ist noch, was mit dem Warschauer Noerr-Büro passiert, wo Kinstellar nicht vertreten ist und scheinbar auch nicht den Markteinstieg plant. Nach Kanzleiangaben werden unterschiedliche Optionen geprüft.

Allmählicher Bedeutungsverlust

Bereits vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte Noerr das Moskauer Büro geschlossen, der Rückzug aus Kiew war schon zehn Jahre zuvor erfolgt. Noerr begründet den Entschluss mit dem sukzessiven Bedeutungsverlust der Region für ihr Gesamtgeschäft. Zuletzt war der Anteil der dortigen Büros am Gesamtumsatz der Kanzlei weiter gesunken. 

„Im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung unserer Aufstellung sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass in den CEE-Märkten künftig eine strategische Kooperation die beste Lösung für die qualitative Weiterentwicklung unseres Beratungsgeschäfts darstellt“, sagte Dr. Alexander Ritvay, gemeinsam mit Dr. Thorsten Fett Sprecher der Kanzlei. „Wir setzen seit vielen Jahren auf eine Strategie des qualitativen Wachstums. Während diese Strategie in Deutschland sehr gut aufgeht, müssen wir feststellen, dass sich die CEE-Märkte nicht vergleichbar entwickelt haben.“

Laut Pressemitteilung der Kanzlei erhalten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Angebot, künftig für Kinstellar zu arbeiten. „Unseren Mandanten können wir damit weiter höchste Service- und Qualitätsstandards garantieren sowie eine reibungslose Weiterführung der bisherigen Mandate und Projekte“, sagte Fett.

Kinstellar weiter auf Wachstumskurs

Mit Kinstellar gehen zentrale Standorte der in der 1990er Jahren etablierten Osteuropa-Strategie der Kanzlei an einen aufstrebenden Akteur in der Region. Kinstellar war im November 2008 unter der Leitung des ehemaligen CEE-Managing-Partner von Linklaters Jason Mogg in Bratislava, Bukarest, Budapest und Prag an den Start gegangen. Die Magic-Circle-Kanzlei hatte wenige Monate vorher ihren Rückzug aus diesen Städten verkündet. 

Kinstellar, ein Anagramm von Linklaters, eröffnete in der Folge weitere Büros in Istanbul, Belgrad, Almaty, Sofia, Tashkent und Kiew. In der Ukraine übernahm sie 2021 auch das Team von DLA Piper, die wie viele internationale Kanzleien das Land nach dem Beginn des russischen Angriffskrieg verließen. Bei Kinstellar arbeiteten derzeit in 11 Jurisdiktionen über 300 Berufsträgerinnen und Berufsträger, davon sind knapp 50 Partner. Die Kanzlei unterhält seit längerem einen German Desk, der von dem Prager Managing-Partner Lukáš Ševčík geleitet wird. 

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