Die Kanzlei, die sich zunehmend auf Corporate- und M&A-Geschäft konzentriert, hat nach eigenen Angaben besonders in diesen Rechtsgebieten, aber auch mit großen Litigation-Mandaten ihren Umsatz steigern können. Durch das gute Ergebnis „bestätigt sich unsere Linie, unser Angebot auf höherwertiges Beratungsgeschäft zu konzentrieren“, sagte Dr. Alexander Ritvay, Co-Sprecher der Kanzlei. Zu den wichtigen Corporate-Mandaten zählen unter anderem die Beratung des amerikanischen Private-Equity-Hauses J.C. Flowers bei der Übernahme der HSH Nordbank oder die Begleitung des Kering-Konzerns bei der Abspaltung von Puma. Zudem begleitete Noerr den ehemaligen Olympus-CEO Michael Woodford erfolgreich in einem D&O-Verfahren vor dem High Court in London. Auch Stammmandantin Rocket Internet sorgte weiterhin dafür, dass Geld in die Kanzleikasse kommt: So beriet Noerr die Start-up-Schmiede 2017 bei den Börsengängen der Rocket-Beteiligungen Delivery Hero und Hello Fresh.
Personell ist die Kanzlei im vergangenen Geschäftsjahr deutlich gewachsen: Allein in Hamburg kamen durch die Büroeröffnung im April 17 Anwälte hinzu, unter anderem die drei White & Case-Partner Dr. Volker Land (Gesellschaftsrecht), Prof. Dr. Kai-Michael Hingst (Bank- und Finanzaufsichtsrecht) und der Litigator Dr. Matthias Stupp. Auch in Düsseldorf und München nahm Noerr neue Berufsträger auf.
Zum Umsatz trugen mit 357,2 ähnlich viele Full Time Equivalents (FTE) wie im Vorjahr bei (2016: 357,3). Diese Diskrepanz zwischen personellem Wachstum einerseits und der stabilen FTE-Zahl andererseits begründet Noerr unter anderem damit, dass die Quereinsteiger in Hamburg erst frühestens ab der Jahresmitte zum Kanzleiumsatz beigetragen haben. Zudem habe man deutlich mehr Teilzeitkräfte auf allen Hierarchieebenen, hieß es seitens der Kanzlei. Der Produktivität tat offenbar beides keinen Abbruch: Ein Noerr-Anwalt setzte rein rechnerisch im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 569.000 Euro um – sieben Prozent mehr als im Geschäftsjahr 2016. Das reicht noch immer nicht an den 700.000er-UBT von Gleiss Lutz heran, doch der Abstand wird von Jahr zu Jahr kleiner.
Bis auf eine Pause im vergangenen Jahr, als sowohl Umsatz als auch der Umsatz pro Berufsträger (UBT) stagnierten, gelingt es Noerr seit Jahren, sowohl die Gesamteinnahmen als auch die Produktivität zu steigern. Das verschaffte der Kanzlei 2016 erstmals einen Platz unter den Top-5 der umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland. Diesen musste sie allerdings im vergangenen Jahr für Gleiss Lutz freiräumen. Doch das Rennen der beiden deutschen Großkanzleien um die Top-Platzierung im Umsatzranking ist neu eröffnet. Noerr hat Gleiss Lutz in diesem Jahr was den Umsatz betrifft jedenfalls sicher überholt. Ob es ihr gelingt, auch Linklaters ihren bislang vierten Platz unter den Top-100 streitig zu machen, ist noch offen: Das Geschäftsjahr der Magic-Circle-Kanzleien läuft noch bis Ende April. Im vergangenen Jahr setzte Linklaters 192,3 Millionen um – da läge Noerr derzeit deutlich drüber.