Orrick Herrington & Sutcliffe hat ihre internationale Schiedspraxis ausgebaut und ein Büro in Genf eröffnet. Dafür gewann sie zum Juni von der US-Wettbewerberin Akin Gump Strauss Hauer & Feld die Partnerin Vanessa Liborio Garrido de Sousa. Für Orrick, die erst vor wenigen Wochen ihren Rückzug aus Berlin und Frankfurt angekündigt hatte, ist es der Markteintritt am wichtigen Schiedsstandort Schweiz.
Liborio Garrido de Sousa hat große Erfahrung in internationalen Schiedsverfahren und Investitionsschiedsverfahren und ist zudem als Prozessanwältin vor Schweizer Gerichten aktiv. Bei Akin Gump arbeitete sie eng mit dem Partner Charles Adams zusammen, der vor Kurzem seinen Rückzug aus der Kanzlei angekündigt hatte. Er wurde von US-Präsident Barack Obama als neuer Botschafter in Finnland vorgeschlagen, seine Wahl im US-Senat gilt als sicher. Damit verliert die US-Kanzlei in kurzer Zeit zwei wichtige Köpfe ihrer internationalen Schiedspraxis in der Schweiz.
Bei Orrick ist der Einstieg von Liborio Garrido de Sousa ein deutliches Signal für den strategischen Ausbau ihrer Dispute-Resolution-Praxis. Denn trotz diverser Weggänge deutscher Anwälte hatten sowohl das internationale als auch das deutsche Management an der Litigation- und Schiedspraxis festgehalten und angekündigt, diese sogar ausbauen zu wollen. Liborio soll eng mit den Team aus Paris und Düsseldorf zusammenarbeiten. In Düsseldorf etwa sitzt Prof. Dr. Siegfried Elsing, Co-Leiter der weltweiten Praxisgruppe für Arbitration, der hierzulande als besonders renommierter Schiedsexperte gilt. Außerdem ernannte die Kanzlei zum Jahresbeginn Dr. Carsten Faulhaber, einen aufstrebenden jüngeren Anwalt, zum National Partner, ein Status der dem des Salary-Partners in anderen Kanzleien vergleichbar ist.
Die Schweiz ist weltweit anerkannt als Austragungsort für internationale Schiedsverfahren. Neben Zürich gilt dies auch für Genf und Lausanne, wo etwa der Sportschiedsgerichtshof CAS sitzt. In diesen Zentren haben sich entsprechend internationale Kanzleien und Spezialboutiquen angesiedelt. Orrick tritt in Genf unter anderem in Konkurrenz zu Sidley Austin, Winston & Strawn und White & Case, die bereits spezialisierte Teams aufgebaut haben. Außerdem hat die Schweizer Großkanzlei Lalive dort ihren Sitz. Ihre Schiedspraxis genießt über die Grenzen des Landes hinaus großes Ansehen.