Analyse

Spezialisierung ist der Schlüssel: Die Branchenexperten im JUVE-Ranking Vertriebsrecht

Die aktuelle wirtschaftliche Lage sorgt über alle Branchen hinweg für Unsicherheit. Unternehmen stehen unter enormem Kostendruck und die Umstrukturierung von Vertriebssystemen sorgt allerorten für Neuverhandlungen bestehender Verträge und damit zusammenhängend oftmals Auseinandersetzungen zwischen Herstellern, Händlern und Lieferanten. Umso wichtiger sind Beraterinnen und Berater, die wissen, worauf es in den jeweiligen Branchen ankommt. Im neuen JUVE Ranking Vertrieb, Handel und Logistik stellen wir sie vor.

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Automotive

Kaum eine Branche ist von so großen Umwälzungen betroffen wie der Automobilsektor. Elektromobilität, alternative Mobilitätskonzepte wie Carsharing sowie Connected Cars, autonomes Fahren und Markteintritte ausländischer Marken setzen deutsche Fahrzeughersteller wie -händler unter Druck und zwingen sie zur Anpassung bestehender Geschäftsmodelle und Vertriebsstrukturen.

Ein unliebsames Dauerthema auf Händlerseite war in den vergangenen Jahren die Umstellung des Vertriebsmodells durch die Automobilhersteller: Was mit der Agentur-Euphorie ab 2020 noch wie der sichere Status Futura im Autohandel aussah, ist inzwischen zu einem Flickenteppich der Unsicherheiten geworden. So schafft nach Jaguar, Ford und Stellantis nun auch VW das Agenturmodell für den Vertrieb seiner E-Autos wieder ab und kehrt zum klassischen Vertragshändler-System zurück.

Die mit den sinkenden Umsätzen und geringeren Absatzzahlen verbundenen Sparzwänge der Autobauer haben auch die Zuliefererbranche in Schieflage gebracht: So betraf 2024 fast jede sechste Großinsolvenz in Deutschland einen Kfz-Zulieferer. Wenig verwunderlich also, dass viele Zulieferer anderweitig nach Marktchancen suchen und etwa den Rüstungssektor als neues Geschäftsfeld ins Auge fassen.

Zu den Kanzleien mit einem ausgeprägten Branchenfokus im Automobilsektor, die auf OEM-/Herstellerseite etwa zu Markteintritten, Datenzugangsansprüchen im Zusammenhang mit Connected Cars, Händler- und Zuliefererstreitigkeiten beraten, zählen Baker McKenzie, CMS Hasche Sigle, DLA Piper, Heuking, Hogan Lovells und Noerr sowie aufseiten der Importeure die Düsseldorfer Boutique Schindler.

Händlerseitig, etwa zu Handelsvertreterstreitigkeiten, Gestaltung von Händlerverträgen sowie Nutzung von Händlerdaten durch Fahrzeughersteller, beraten die beiden Kölner Boutiquen Creutzig und Dr. Vogels sowie Osborne Clarke.

Zu den Einheiten, die v.a. für Kfz-Zulieferer tätig sind und diese etwa zu Haftungsfragen durch Verzögerungen in der Lieferkette, Preis- und Mengenanpassungen beraten, gehören Bird & Bird und CMS Hasche Sigle.

Anlagen- und Maschinenbau

Viele Themen, die im Automobilsektor aktuell sind, finden sich auch im Anlagen- und Maschinenbau wieder – von Auseinandersetzungen zwischen Herstellern und Händlern über die Datennutzung der zunehmend digitalisierten und vernetzten Anlagen bis hin zu Gewährleistungs- und Produkthaftungsthemen sowie den ansteigenden Regulierungsdruck.

Vertriebsrechtliche Beratung muss hier nicht nur klassische Vertragsthemen abdecken, sondern auch die Konformitätsbewertung, CE-Kennzeichnung und die Einhaltung technischer Normen. Besonders sichtbar sind hier neben Mittelstandsberatern wie Brandi auch Kanzleien mit ausgewiesenem Sektorfokus auf Automotive wie Heuking und Luther.

Pharma und Gesundheit

Im Gesundheitssektor unterliegt der Vertrieb von Arzneimitteln und Medizinprodukten besonders strengen gesetzlichen Vorgaben. Auch der Versandhandel ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Die Beratung im Vertriebsrecht muss hier die komplexe Lieferkette vom Hersteller über Großhändler bis zur Apotheke oder Klinik rechtssicher gestalten.

Auch Hersteller, Importeure und Händler von Medizinprodukten müssen umfangreiche Pflichten erfüllen, darunter die CE-Kennzeichnung, Konformitätsbewertung, Risikoklassifizierung und die Beachtung von Lagerungs- und Transportbedingungen.

Darüber hinaus gelten strenge Werbevorgaben nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG), sodass die vertriebsrechtliche Beratung neben regulatorischen Anforderungen auch wettbewerbsrechtliche und haftungsrechtliche Aspekte abdecken muss – insbesondere mit Blick auf digitale Gesundheitsanwendungen, Telemedizin und den Direktvertrieb über Online-Plattformen.

Zu den Kanzleien, die ihren ausgeprägten Branchenfokus im Pharma- und Medizinprodukterecht mit dem Know-how im Vertriebsrecht besonders eng verknüpfen, zählen etwa Clifford Chance, Friedrich Graf von Westphalen & Partner und Fieldfisher.

Konsumgüter

Die Konsumgüterbranche ist durch eine hohe Dynamik im E-Commerce und durch vielfältige Vertriebssysteme wie Franchising, Vertragshändler- und Handelsvertretermodelle geprägt. Zentrale vertriebsrechtliche Themen sind hier die Gestaltung von Verträgen, die Regelung von Provisionsansprüchen, Wettbewerbsverbote und die Einhaltung von AGB-rechtlichen und regulatorischen Vorgaben.

Besonders relevant sind auch kartellrechtliche Fragestellungen, etwa bei selektiven Vertriebssystemen oder Preisbindungen. Dabei muss sich die Beratung zunehmend mit neuen digitalen Vertriebsformen auseinandersetzen, etwa dem Einsatz von Influencern als Handelsvertreter oder dem Vertrieb über Online-Marktplätze wie Amazon und Soziale Medien wie TikTok.

Neben diversen Großkanzleien wie Baker McKenzie, CMS, Hogan Lovells und Noerr beraten hier auch Mittelstandsberater wie Lutz Abel, Görg und Lubberger Lehment, letztere etwa in der Kosmetikbranche, regelmäßig.

Insbesondere in den Branchen Telekommunikation, Versicherung und Finanzdienstleistung spielen Vertragshändler und Handelsvertreter im Vertrieb der Produkte eine große Rolle. Neben den Vertriebsboutiquen Evers, Küstner v. Manteuffel und Dr. Vogels ist auch GvW Graf von Westphalen für Mandanten diesen Branchen sehr aktiv, wobei es häufig um Auseinandersetzungen um Ausgleichsansprüche und Provisionen geht.

Über besondere Kompetenzen zur Beratung von Franchisesystemen verfügen darüber hinaus auch viele mittelständische Einheiten wie Busse & Miessen, LADM Liesegang Aymans Decker Mittelstaedt & Partner und Schiedermair sowie – auf Franchisenehmerseite – auch der Einzelanwalt Martin Niklas.

Transport und Logistik

Für Unternehmen sind sie die Halsschlagader des Geschäfts, denn in einer globalisierten Welt funktioniert nichts ohne Warentransport und eine ausgefeilte Logistik. So können Lieferengpässe aufgrund von Kriegen, Handelskonflikten oder Pandemien ganze Branchen lähmen und hohe wirtschaftliche Schäden verursachen.

Vertriebsrechtliche Beratung muss hier insbesondere die Gestaltung von Speditions-, Fracht- und Lagerverträgen sowie die Haftungsregelungen entlang der Lieferkette berücksichtigen. Hinzu kommen steuer- und zollrechtliche Anforderungen, etwa bei grenzüberschreitenden Lieferungen.

Nur wenige Full-Service-Einheiten oder Großkanzleien beraten spezialisiert zum Transportrecht. Oft beschränken sie sich auf die Beratung zu Logistikverträgen im Rahmen von Vertriebsrechtsmandaten und auf Transaktionen im Transportsektor. Auch Schiffsan- und -verkäufe sowie deren Finanzierung gehören in diesen Bereich. Eine Ausnahme bilden CMS Hasche Sigle, Luther, GvW Graf von Westphalen und Arnecke Sibeth Dabelstein, die darüber hinaus umfassend transport- und speditionsrechtlich beraten.

Besonders häufig finden sich Fachleute für Transport- und Seerecht in spezialisierten Boutiquen. So sind in Hamburg und Bremen vor allem Einheiten mit dem Schwerpunkt auf das maritime Wirtschaftsrecht zu finden, die insbesondere Reedereien, Schiffseigner und Werften vertreten. Zu ihnen zählen etwa Fleet, Blaum Dettmers Rabstein, Dr. Schackow & Partner und Lebuhn & Puchta.

Hier geht es zu den Rankings in Vertrieb, Handel und Logistik.

Außerdem heute erschienen das neue JUVE-Ranking Arbeitsrecht.

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