Analysiert wurden nun weltweit rund 1.600 Policen aus den Jahren 2011 bis 2015, über die Transaktionen mit einem Volumen von insgesamt 400 Milliarden US-Dollar versichert sind. Im Vorjahr betrachtete die Studie die Jahre 2011 bis 2014. Besonders anfällig waren Deals, die über der Marke von einer Milliarde US-Dollar lagen: Bei 23 Prozent der versicherten Transaktionen in dieser Größenordnung wurden Schäden gemeldet. Das bedeutet allerdings nicht, dass auch die Schadenssummen solche Höhen erreichen. Nur sieben Prozent der Schadenforderungen insgesamt lagen bei über zehn Millionen Dollar, dabei ging es im Durchschnitt um 22 Millionen Dollar.
Großvolumige Deals machen mengenmäßig ohnehin den kleinsten Teil der Versicherungen aus. Fast die Hälfte aller Policen bezieht sich auf Transaktionen mit einem Volumen von unter 100 Millionen US-Dollar. Hier liegt die Schadenshäufigkeit mit 17 Prozent etwas niedriger als bei größeren Transaktionen. Gegenüber dem Vorjahr (15 Prozent) war allerdings auch in diesem Marktsegment eine Steigerung zu verzeichnen.
Immer wieder Ärger mit der Steuer
Die Schadensursachen unterscheiden sich je nach Region deutlich. In Europa, Nahost und Afrika stehen vor allem Steuerthemen im Vordergrund: Sie sorgten für fast ein Drittel aller Claims, in Deutschland war dieser Anteil noch höher. Die Versicherung macht dafür die Vielzahl der verschiedenen Steuerbehörden im europäischen Markt verantwortlich. Hinzu kommt, dass diese Behörden die Vergehen außerdem aktiver verfolgten als in der Vergangenheit. Global legten hingegen vor allem Compliance-Verstöße als Schadensursache zu. Im Vorjahr bezogen sich darauf nur fünf Prozent aller Claims, nun sind es 15 Prozent, in den USA sogar 19 Prozent.
Fehlerhafte Bilanzen sind international nach wie vor die bedeutendste Schadensursache, allerdings ging ihr Anteil gegenüber dem Vorjahr von 28 auf 20 Prozent zurück.
Am Zeitpunkt, zu dem die meisten Schadensfälle geltend gemacht werden, hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum etwas verändert. Über die Hälfte aller Schäden werden innerhalb von zwölf Monaten nach Vertragsabschluss gemeldet, ein weiteres Viertel nach spätestens 18 Monaten.
Bisher größter Fall: ein deutscher Sanitärausstatter
Der Markt für M&A-Versicherungen gilt bisher als „weich“, ein breites und günstiges Angebot an Versicherungen steht also einer begrenzten Nachfrage gegenüber. Steigende Schadenshäufigkeiten sehen viele Beobachter als Indiz dafür, dass der Markt in eine reifere Phase eintritt und auch die Preise für Versicherungsleistungen anzuziehen beginnen dürften.
Der bislang größte Schadensfall im deutschen Markt ist, soweit bekannt, noch nicht entschieden. Dabei geht es um den deutschen Sanitärausstatter Grohe und die Tochter Joyou. Diese chinesische Tochtergesellschaft die von dem japanischen Baukonzern Lixil und der staatlichen japanischen Entwicklungsbank DBJ übernommen wurden. Die börsennotierte deutsche Holdinggesellschaft von Joyou musste 2015 überraschend Konkurs anmelden. Hintergrund ist eine Kettenreaktion im chinesischen Schattenbankensektor, die schließlich Bilanzfälschungen bei Joyou offenbart hatte. Informierten Beobachtern zufolge geht es um eine Schadenssumme von rund 270 Millionen Euro, für die nun ein W&I-Versichererkonsortium um AIG aufkommen soll.