BBL Brockdorff & Partner reorganisiert sich wie geplant und bündelt ihr Beratungs- und Insolvenzverwaltungsgeschäft in einem Unternehmen. Nicht dabei sein wird ein Großteil des Münchner Standorts, der sich mit weiteren, externen Anwälten zum Jahresbeginn selbstständig gemacht hat.
Die beiden bisherigen Münchner BBL-Partner Dr. Stephan Kolmann (49) und Carl-Christian Kramer (48) sowie zwei Associates haben sich in einer eigenen Sozietät KJK Kolmann Jakobs Kramer zusammengeschlossen. Eine der Associates ist die langjährige Siemens-Restrukturierungscounsel Birgit Kurz (48), die 2019 zu BBL gekommen war, der andere der Rechtsanwalt Jakob Crombach (31).
Dritter Namenspartner ist Tim Jakobs (41), bislang Partner bei Endrös-Baum Associés. Ihn begleiten die bisherigen Endrös-Associates Dr. Alexander Seitz (32) und Tilmann Walz (39). Endrös-Baum ist eine deutsch-französische Kanzlei aus Paris mit Standort in München. Ferner kommt Benedikt Neumaier (35), bisher Leiter Recht eines medizinischen Versorgungszentrums, als Associate hinzu.
Kolmann kam 2014 von Noerr zur damaligen BBL Bernsau Brockdorff. Fünf der KJK-Anwälte arbeiteten bei Noerr: Kolmann war seit 2010 dort, Jakobs von 2008 bis 2014, Walz von 2008 bis 2017 und Neumaier von 2012 bis 2014. Kramer war seit 2003 bei BBL und beriet zuletzt am relativ selbstständigen Münchner Standort schwerpunktmäßig Unternehmen und Family-Offices bei Restrukturierungen. Kolmann beriet im vergangenen Jahr unter anderem den Gesamtbetriebsrat der Galeria Kaufhof bei der Restrukturierung.
BBL hatte die organisatorische Zusammenführung von Restrukturierungs-, Insolvenzverwaltungs- und Prozessführungsgeschäft in einem Unternehmen bereits im letzten Jahr angekündigt. Die Umstrukturierung spielte eine Rolle beim Wechsel des Teams um den bisherigen Namenspartner Dr. Georg Bernsau zu K&L Gates.
Bisher arbeitete BBL mit verschiedenen regionalen Gesellschaften für die Insolvenzverwaltung einerseits und einer Gesellschaft für die Eigenverwaltung und Beratung andererseits. Diese Organisationsform hält Oliver Damerius, Managing-Partner von BBL, für nicht mehr zeitgemäß.
Sowohl BBL als auch KJK berufen sich bei ihrer Entscheidung auf das neue Gesetz über den ‚Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG)‘. BBL möchte mit seiner breiten Aufstellung alle möglichen Positionen nach dem neuen Gesetz besetzen. KJK plant, keine klassische Insolvenzverwaltung zu übernehmen. Ihre Schwerpunkte sollen in der Insolvenzberatung, insolvenzbezogenen Streitigkeiten und Unternehmensreorganisation liegen. Bereits im Dezember hatte sich der Münchner Standort von hww Hermann Wienberg Wilhelm mit ähnlichen Beweggründen unter dem Namen Jobe verselbständigt.
Alle Beteiligten betonen ein freundschaftliches und einvernehmliches Auseinandergehen. Dr. Florian Linkert, der vom Münchner Amtsgericht als Verwalter bestellt wird, soll das dortige BBL-Geschäft aufrechterhalten. Er wird übergangsweise den ansonsten von KJK übernommenen bisherigen BBL-Standort ebenfalls weiter nutzen.
Die Fusion bei BBL treibt ab Februar Jutta Humfeldt (53) als Interims-Managerin voran. Sie hat bis Ende 2020 im Auftrag des Vorstands der Provinzial Versicherung die Gründung und den Aufbau eines neuen digitalen Versicherungsunternehmens verantwortet und im Anschluss eine Interims-Bereichsleitung bei dem Versicherungskonzern übernommen.
Für die Reorganisation ist etwa ein halbes Jahr geplant. Für die Zeit danach plant BBL, in der dann fusionierten Gesellschaft mit derzeit rund 50 Anwälten dauerhaft einen operativen Manager zu installieren.