Ukraine-Krieg

„Wenn ich mit den Teams telefoniere, höre ich oft Fliegeralarm“

Autor/en
  • Esra Laubach

Maria Orlyk (43) ist Managing-Partnerin des Kiewer Büros von CMS Reich-Rohrwig Hainz. Seit zwei Monaten ist sie im Wiener CMS-Büro tätig, doch der Krieg in der Ukraine wütet weiter. In der vergangenen Woche stand das Büro eines Mandanten in Krementschuk unter russischem Beschuss.

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JUVE: Vor rund zwei Monaten hatten Sie eine beschwerliche Reise aus der Ukraine und sind im Wiener Büro ihrer CMS-Kollegen untergekommen. Was ist seither passiert?

Maria Orlyk

Maria Orlyk: In dieser Zeit ist es uns gelungen, alle unsere ukrainischen CMS-Kolleginnen und Kollegen aus anderen EU-Ländern nach Wien zu bringen. Wenn ich auf die vergangenen Monate zurückblicke, stelle ich fest, dass wir nie wirklich aufgehört haben, unsere Mandanten zu unterstützen, nicht einmal für einen Tag. Wir haben sogar in den ersten Kriegstagen auf Kundenanfragen geantwortet, während viele unserer Mitarbeitenden in den Verstecken oder auf dem Weg zur Westgrenze waren. Ich erinnere mich, dass ich mehrere Telefonate mit Mandanten führte, in denen ich ihre Verlagerungs- und Mitarbeiterbindungspläne besprach, während ich an den zahlreichen Kontrollpunkten auf dem Weg nach Wien in der Schlange stand.

Sind einige von Ihnen auch in Kiew geblieben?

Ein paar unserer Leute sind immer noch in Kiew und arbeiten weiter in Mandatsangelegenheiten. Wenn ich mit den Teams telefoniere, höre ich oft Fliegeralarm. Lange Zeit haben meine Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine in Kellern gearbeitet.

Wie geht es Ihren Kolleginnen und Kollegen vor Ort?

In einer der Nächte im April flog eine russische Rakete in das Privathaus westlich von Kiew, in dem die Eltern meines Kollegen schliefen, und fegte das gesamte obere Stockwerk weg. Glücklicherweise überlebten seine Eltern den Angriff. Einige der Eltern von Mitarbeitenden sind schwer erkrankt, sie leiden unter anderem an Schlaganfällen und Herzinfarkten. Aber ich bin stolz darauf, dass das ukrainische Gesundheitssystem in der Lage ist, in solchen Fällen sofort zu reagieren. Und ich finde es überwältigend, dass unsere Kolleginnen und Kollegen unter solch schwierigen Lebens- und Familienumständen ihre Arbeit und ihre Aufgaben weiterhin engagiert wahrnehmen.

Wie nehmen Ihre Mandanten diese Zeit wahr?

Unsere Mandanten haben den ersten Schock des Krieges recht schnell überwunden und ihre Arbeit in der Ukraine längst wieder aufgenommen, auch in kritischen Branchen wie Medizin, Energie, Infrastruktur oder etwa Landwirtschaft. Für unsere Mandanten ist es recht praktisch, dass unsere Teams an zwei Standorten arbeiten. Das ermöglicht uns, Mandantenanfragen und Meetings in der Ukraine und in der EU zu betreuen, je nachdem, wo sich unsere Kunden und deren Management befinden.

Wo pressiert es inhaltlich am meisten?

Wir sind derzeit damit beschäftigt, sowohl unseren Stammmandaten als auch unseren neuen Mandanten zu helfen. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu Beschäftigungsthemen wie Mobilisierung, Verlegung von Mitarbeitenden und damit zusammenhängende Steuerfragen, Erfüllung und Beendigung von Verträgen und Anwendung von Klauseln über höhere Gewalt, Verlegung ukrainischer Unternehmen, Beschädigung oder Zerstörung von Eigentum und Entschädigungsansprüche, Sanktionen und Einhaltung von Vorschriften sowie Währungsbeschränkungen. Da das Antimonopolkomitee der Ukraine die Prüfung von Fusionsanträgen wieder aufgenommen hat, ist unser Team auch mit einer Reihe von Fusionsgenehmigungsanträgen beschäftigt. Unser Team unterstützt darüber hinaus die österreichischen und deutschen Partner von CMS bei ihren internationalen Projekten.

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