Interview

„Wir konzentrieren uns auf den internationalen Mittelstand“

Ab Juni kooperiert die MDP-Kanzlei Mazars exklusiv mit Forvis, einer US-Prüfgesellschaft mit großem Steuerberatungsgeschäft. JUVE sprach dazu mit Dr. Rudolf von Raven, dem Geschäftsführer der Rechtsanwaltsgesellschaft von Mazars in Deutschland.

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Rudolf von Raven

JUVE: Wie beurteilt der Rechtsberatungsarm die Kooperation?
Dr. Rudolf von Raven: Das Netzwerk mit Forvis wird unser Prüfungs- und Steuerberatungsgeschäft für Mandanten mit US-Bezug stärken. Aber auch die Rechtsberatung wird profitieren, denn wir können in Zukunft zusammen mit den renommierten US-Kanzleien, mit denen Forvis zusammenarbeitet, Inbound und Outbound umfassende Beratung aus einer Hand anbieten.

Aber im Prinzip war Mazars bereits mit Forvis liiert. Warum ändert sich durch das Netzwerk die Lage?
Die Zusammenarbeit mit Forvis gab’s bereits, das ist richtig. Jedoch war sie nicht institutionalisiert, weswegen ihr Markteffekt überschaubar geblieben ist. Das neue Netzwerk allerdings wird zu einem Gamechanger: Forvis und Mazars bleiben zwar wirtschaftlich unabhängig, das heißt, wir wirtschaften nicht in einen gemeinsamen Topf. Es ist aber das erklärte Ziel dieses Netzwerks, zukünftig viel strategischer zusammenzuarbeiten. Insofern wird Forvis Mazars unseren international tätigen Mandanten ein völlig neues Angebot machen können.

EY hat allerdings gerade erst versucht, ihr Beratungsgeschäft inklusive der Rechtsberatung von der Prüfung zu trennen. Unter anderem weil es konfliktträchtig ist, beides zusammen anzubieten. Was macht Sie sicher, dass das für Mazars funktioniert?
Die Frage der Beratung neben der Prüfung ist ein Dauerthema. Wir beobachten das, sehen aber auch, dass außer EY, die sich – soweit wir das nachvollziehen können – ganz besonderen Herausforderungen zu stellen haben, keine weitere Big-Four-Gesellschaft ähnliche Schritte anvisiert. Auch wir glauben, dass Beratung neben Prüfung in den zulässigen Grenzen einen erheblichen Mehrwert bietet.

Wie hat man sich das vorzustellen?
Als Forvis Mazars wird die Koexistenz unseres gesamten Leistungsangebots im Zentrum unserer Strategie stehen. Dazu setzen wir im Prüfungsbereich den Schwerpunkt auf Banken und Versicherungen. In der Rechtsberatung konzentrieren wir uns hingegen mehr auf den internationalen Mittelstand. Wir sehen aber auch, dass wir unseren Prüfungsmandanten einen erheblichen Mehrwert durch integrierte Rechtsberatung liefern können, zum Beispiel in den Bereichen Regulatorik, ESG und Compliance.

Mit Forvis in den USA wird es primär dann aber darum gehen, Rechtsberatung als zusätzliches, nachrangiges Angebot zu verkaufen?
Wir sehen die Rechtsberatung nicht zwingend als nachrangig. Denn sowohl für deutsche Unternehmen mit US-Geschäft als auch US-Unternehmen mit Deutschland-Geschäft kann die Rechtsberatung sehr schnell auch im Fokus des Interesses stehen. Wir möchten präsent sein und unseren Legal-Mandanten als Forvis Mazars Steuerberatung, Financial Advisory Services und eben auch Prüfungsleistungen anbieten. Darüber hinaus wollen wir auch aktiv mit Forvis gemeinsam Beratungsprodukte entwickeln, zum Beispiel für den Private-Equity-Sektor.

Was macht Sie denn so sicher, dass Forvis an einer Zusammenarbeit mit der Rechtsberatung interessiert ist?
Schon heute benötigen die Forvis-Mandanten auch Rechtsberatung. Forvis selbst bietet das allerdings nicht an, sondern kooperiert in den USA mit einer Auswahl renommierter Kanzleien. Es liegt auch im Interesse von Forvis, ihren amerikanischen Mandanten, die deutlich mehr Beratungsleistungen nachfragen als wir das aus Europa kennen, auch außerhalb der USA Rechtsberatung anbieten zu können. Und umgekehrt gilt das natürlich genauso. 

Muss die Praxis und das neue Angebot nicht noch deutlich sichtbarer werden?
Das mag sein. Die Sichtbarkeit dieses gewachsenen Angebots in Deutschland fördern wir mit dem Aufbau eines „US Desk“, den unser Partner Dr. Philipp Wüllrich leiten wird. Mit weiteren vier Partnern soll aus der verbindlichen Kooperation heraus das transatlantische Geschäft angekurbelt werden. Übrigens: Wir arbeiten bei M&A- und Umstrukturierungsprojekten bereits mit Forvis zusammen. Das neue Netzwerk wird den Mehrwert für die Mandanten sogar noch erhöhen.

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