Inhouse-Interview

"Wir sind Anwälte und Medienmanager“

Autor/en
  • JUVE

ProSiebenSat.1 ist das jüngste Mitglied im Kreise der Dax-Konzerne. In diesem Zusammenhang wurden in der Rechts- und Compliance-Abteilung zwei neue Führungspositionen geschaffen - auch um General Counsel Conrad Albert zu entlasten, der als gleichzeitiges Mitglied des Vorstands eine Doppelfunktion stemmt. Mit JUVE sprach er über die Rolle der Juristen im Konzern und über den Brexit.

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Conrad Albert
Conrad Albert

JUVE: Zum März hat Alexander von Voß die Position des Chief Legal Officers übernommen. Zudem wurde bereits im Februar Moritz Graf von Merveldt zum Chief Compliance Officer ernannt. Welche Bedeutung haben diese beiden neu geschaffenen Positionen im Rahmen des Aufstiegs von ProSiebenSat.1 in den Dax?
Conrad Albert: Mein Verantwortungsbereich ist in den vergangenen Monaten gewachsen. Das neue Geschäftsfeld ,Industrie Relations‘ umfasst den Aufbau von Vertriebskooperationen mit anderen Industrien. Um den optimalen Ablauf auch weiterhin zu gewährleisten, habe ich mir mit Alexander von Voß als Chief Legal Officer und Moritz Graf von Merveldt als Chief Compliance Officer zwei ausgewiesene Experten an meine Seite geholt. Die neu geschaffene Doppelspitze ermöglicht uns, noch effizienter auf rechtliche Herausforderungen zu antworten. Nicht nur als Dax-Unternehmen, sondern primär als international erfolgreiches Börsenunternehmen, achten wir sehr sorgfältig auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Richtlinien und Kodizes. Bei rund 200 Tochterunternehmen in mehr als zehn Ländern stellt das eine komplexe Aufgabe dar.
 
Inwiefern haben sich die Anforderungen an die Rechts- und Compliance-Abteilung seit dem Dax-Aufstieg verändert?
  Da wir bereits im MDAX gelistet waren, hat sich durch den DAX-Aufstieg nicht viel verändert.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Corporate Security?
Für unsere tägliche Arbeit ist die Verarbeitung von Informationen unerlässlich. Und wir leben in einem Zeitalter, in dem Informationen einer Währung gleichkommen. Das bedeutet für uns wie auch für die meisten anderen großen Unternehmen, dass wir potenzielles Ziel gut organisierter wirtschaftlich, politisch oder ideologisch motivierter Kriminalität sein könnten. Um dieser Bedrohung präventiv entgegen zu wirken, investieren wir kontinuierlich in die unterschiedlichen Teilbereiche der Corporate Security.
 
Die Inhouse-Juristen von ProSiebenSat.1 arbeiten eng mit den operativen Einheiten zusammen. Warum ist das sinnvoll?
Unsere Juristen sehen sich als Business Partner und damit als Teil der Wertschöpfungskette, was bedeutet und auch erfordert, dass sie unmittelbar in das Tagesgeschäft mit einbezogen werden. Unsere Legal-Unit arbeitet übergreifend und hat somit einen guten Überblick über die teilweise sehr komplexen Strukturen unseres Unternehmens. So können unsere Juristen beispielsweise bereits bei Projektstart aus der Vogelperspektive heraus nicht nur auf rechtliche Normen aufmerksam machen, sondern auch durch entsprechende Fragestellungen Dinge vernetzen beziehungsweise eventuelle Hürden direkt in die Überlegungen mit einbeziehen.
 
Hat sich in diesem Rahmen die Rolle der Inhouse-Juristen im Laufe der vergangenen Jahre verändert?
Das Miteinander ist sehr viel enger geworden. Soll heißen, die Kollegen aus anderen Bereichen kommen aktiv auf die Legal Unit zu und beziehen unsere Juristen von Anfang an mit ein. Wir werden nicht als ,juristisches Hindernis‘ wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil bei der Entstehung neuer Projekte. Das Besondere an den Juristen der ProSiebenSat.1 Gruppe ist, dass sie sich nicht nur als Rechtsanwälte sehen, sondern auch als Medienmanager. Genau solche Mitarbeiter suchen wir; Leidenschaft zum Entertainment beziehungsweise daran, neue Geschäftsfelder aktiv mit zu entwickeln. Unsere Unternehmenskultur steht dafür, über den Tellerrand zu gucken und sich auch für Bereiche zu interessieren und zu engagieren, die mit dem Tagesgeschäft nicht unmittelbar zusammenhängen. Es ist Teil der ProSiebenSat.1-Kultur, Mitarbeiter aktiv zu unterstützen, wenn sie sich innerhalb der Konzernstruktur in eine andere Fachrichtung entwickeln möchten.
 
ProSiebenSat.1 verfügt auch über Niederlassungen in Großbritannien. Welche Auswirkungen hat der Brexit auf ProSiebenSat.1?
Grundsätzlich ist es für alle in Europa ansässigen Unternehmen nicht vorteilhaft, wenn der Wirtschaftsraum potenziell kleiner wird. Eine konkrete Auswirkung für ProSiebenSat.1 sehe ich jedoch nicht, da der Anteil der Erlöse aus Großbritannien am Konzernumsatz sehr klein ist. Wir haben dort lediglich fünf von 17 Tochtergesellschaften der TV-Produktionssparte angesiedelt. Das Sender- und das Digitalgeschäft sind in UK aber nicht vertreten. Daher wird sich der Brexit auch nicht auf die Rechts- und Compliance-Abteilung unseres Konzerns auswirken.

Das Gespräch führte Christin Nünemann.

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