Kommentar

Die Revolution bei Rödl ist vertagt

Einige Wochen lang verdichteten sich die Gerüchte, Mehrheitseigner Prof. Dr. Christian Rödl wolle die Gesellschaftsanteile seines Hauses neu verteilen. Ob das eine bewusste PR-Aktion war, lässt sich kaum nachvollziehen. Fest steht: Rödl hat Anteile abgegeben. Richtig viel hat sich in dem Haus aber dadurch nicht verändert.

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Wenn Christian Rödl im JUVE-Interview erklärt, seine Kanzlei sei „ein internationales mittelständisches Dienstleistungsunternehmen“, in dem nicht die „Entnahmedenke von Wirtschaftskanzleien“ herrsche, sondern „langfristige Investitionen im Vordergrund“ stehen, wird schnell klar, dass Rödl auch auf absehbare Zeit keine Partnerschaft sein wird, wie sie im Anwaltsumfeld gang und gäbe ist. Auch mit den meisten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hat die Struktur nicht viel gemein – mit einer Ausnahme: Grant Thornton. Die Gesellschaft, die bis vor kurzem als Warth & Klein Grant Thornton firmierte, musste ihre Struktur nach Jahrzehnten in Familienhand mit dem Tod des letzten Familienmitglieds, Klaus-Günter Klein, im Jahr 2016 radikal verändern. Heute gehört sie zu hundert Prozent ihren Partnern.

Christian Rödl macht klar, dass das in seinem Unternehmen nicht passieren soll. „Ich plane auf jeden Fall, noch lange Zeit Mehrheitsgesellschafter zu sein“, sagt er. Dennoch sieht er auch Gefahren. Für ihn war klar, dass er die Nachfolge seines 2015 verstorbenen Vaters antreten wird. Ob dies auch mit der nächsten Generation gelingt, ist dagegen nicht sicher.

Insofern ist der Schritt, „die Inhaberschaft behutsam zu übertragen“, richtig – nur möglicherweise zu behutsam. Nachdem zunächst 80 Prozent, dann kurze Zeit 74 Prozent in der Hand von Rödl lagen, sind es nun 70 Prozent. Das ist immer noch viel. Und wie schwer es ist, ad hoc aus einer solchen Firmenkultur herauszukommen, davon kann man bei Warth & Klein ein Lied singen.

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