Stuttgart ist das Dornröschen unter den regionalen Anwaltsmärkten: sehr attraktiv, aber ziemlich verschlafen. Im Ländle blüht eine beratungshungrige Unternehmerschaft wie sonst nirgends, aber bisher hat das noch keine internationale Großsozietät an den Neckar gelockt. Stattdessen haben sich neben den Platzhirschen Gleiss und CMS eine Reihe alteingesessener Regionalkanzleien mit teils jahrzehntealten Mandatsbeziehungen im Status quo eingerichtet. Lange galt: Im Südwesten nichts Neues.
Nun verliert mit GSK ausgerechnet die Kanzlei ihr Stuttgarter Büro an eine Konkurrentin, der es noch am ehesten gelungen war, als Neuankömmling in diesem abgeschotteten Markt Fuß zu fassen. Für GSK ist das bitter und für Heuking ein Coup – aber es ist nicht der marktumwälzende Großangriff von außen, den in Stuttgart viele seit Jahren erwarten. Zwar ist Heuking größer und etwas breiter aufgestellt als GSK, aber letztlich unterscheiden sich die Kanzleien nicht grundsätzlich: Sie sind individualistisch geprägt, und in dem Bemühen, Standortdenken durch mehr Management zu überwinden, sind andere Sozietäten deutlich weiter. Die Mannschaft um Dr. Peter Ladwig wechselt also das Trikot, erschüttert damit aber nicht unbedingt den Stuttgarter Markt.
Damit das passiert, müssten Kanzleien anderen Zuschnitts das Projekt Markteroberung angehen – strategisch gewiefte, straff gemanagte Einheiten, die willens und in der Lage sind, in den Aufbau eines Stuttgarter Standorts mit langem Atem zu investieren; die international so stark aufgestellt sind, dass sie sogar für hochkarätige Quereinsteiger aus den Reihen der örtlichen Marktführer attraktiv wären. Die Realität spricht aber eine andere Sprache – schließlich ist mit GSK sogar das Team, das mit solchen Kanzleien noch am ehesten kompatibel wäre, auch künftig unter dem Dach einer deutschen Sozietät tätig. Es scheint, als ob das Stuttgarter Dornröschen niemals wachgeküsst wird.