Kommentar

Druck auf das Lockstep-System wächst

Autor/en
  • Aled Griffiths

Rainer Traugotts Wechsel von Linklaters zu Latham & Watkins ist erneut ein Coup für die US-Kanzlei. Und er belegt, dass sich Top-Kanzleien aus Großbritannien am Scheideweg befinden. So begann intern bei Linklaters unmittelbar nach Bekanntwerden von Traugotts Ausscheiden erneut die Diskussion um das Lockstep-System: Muss das strikte Vergütungsmodell gelockert werden, um den umsatzstärksten Partnern mehr zu zahlen, damit sie dem Lockruf des US-Dollars widerstehen? Doch die Bedrohung wird dies- und jenseits des Ärmelkanals unterschiedlich stark empfunden.

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Dank bemerkenswert solider Beziehungen in London sehen sich britischen Magic-Circle-Kanzleien in ihrem Heimatmarkt die US-Kanzleien nicht als wirkliche Konkurrenz – obwohl dort etwa Linklaters auch einige führende M&A-Spezialisten an US-Kanzleien verloren hat. Das Wachstum von Latham, Kirkland & Ellis oder Skadden Arps Slate Meagher & Flom nervt sie zweifellos. Aber sie wissen: Das Wachstum der US-Kanzleien ist auch in London begrenzt. Zu hoch sind ihre Profitabilitätserwartungen. 

Britische Kanzleimanager rühren deshalb nur am Lockstep, wenn es darum geht, eine führende Praxis in den USA zu etablieren. Dabei hätte eine Lockerung auch noch einen anderen positiven Effekt: mehr Flexibilität für die kontinentaleuropäischen Praxen. Denn gerade sie tragen das Risiko, ihre besten M&A- und Finance-Anwälte zu verlieren – so geschehen etwa bei Clifford Chance, die Oliver Felsenstein und Alexandra Hagelüken an Latham verloren.

Nicht weniger als das globale Schicksal der Kanzleien hängt davon ab, ob die Londoner Partner über ihre lokale Sichtweise zur Vergütungsstruktur hinter sich lassen können. Zweifel sind erlaubt. Die aktuelle Brexit-Debatte zeigt einmal mehr: Londoner schauen nicht unbedingt als erstes über den Ärmelkanal.

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