Kommentar

Ein Schienbeintritt gegen die Elite

Insolvenzverwalter Henning Schorisch von hww Wienberg Wilhelm hat das große Solarunternehmen Q-Cells vor über einem Jahr verkauft und arbeitet seitdem mit Hilfe von Taylor Wessing dessen Beratungshistorie auf. Erstes sichtbares Ergebnis ist die Klage gegen Hengeler Mueller. Auch Görg könnte als damalige Beraterin von Q-Cells in die prozessuale Schusslinie geraten.

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Selbstverständlich soll ein Verwalter Geld eintreiben – für die Gläubiger. Die Quellen dafür sind erstens ein schneller Unternehmensverkauf und zweitens die kühle Aufarbeitung von Anfechtungs- und Haftungsansprüchen. Bekannt ist zum Beispiel die Klageserie der Kanzlei Görg im Auftrag der eigenen Verwalter gegen ehemalige Arcandor-Funktionäre, in erster Linie Thomas Middelhoff.

2012 hat der Gesetzgeber mit der ESUG-Reform den Beratern mehr Einfluss eingeräumt. Sie dürfen in den jetzt zahlreichen Eigenverwaltungs-Verfahren den Sachwalter mitbringen. Diese legislative Zähmung hat bei hww offensichtlich noch nichts gefruchtet. Gottseidank, werden die Verwalterkollegen sagen. Besser lässt sich Unabhängigkeit nicht beweisen als mit einem Schienbeintritt gegen die Beraterelite.

Doch das Vorgehen ist auch riskant. Anwälte gegen Anwälte ist in der immer noch überschaubaren deutschen Insolvenzszene nicht die Norm. Nicht nur, weil man sich bekanntlich immer zweimal im Leben sieht. Die Reform hat neue Möglichkeiten der Unternehmensrettung etabliert, die auf Kooperation bauen. Dies wird bei einem Krieg um Honorare nicht funktionieren.

Die Krise als Chance nutzen: Da haben Insolvenzverwalter und -berater etwas gründlich falsch verstanden. Es geht nicht um ihre Chance, möglichst viel Geld zu verdienen. Doch genau diesen Eindruck erwecken beide Seiten mit phantasievollen Vergütungsanträgen und hochgeschraubten Stundensätzen und beschädigen die Glaubwürdigkeit ihrer eigenen Sanierungsarbeit.

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