Seit mittlerweile zwölf Monaten verlassen bekannte Namen wie der Energieexperte Manfred Ungemach in Düsseldorf, der Öffentlichrechtler Kersten Wagner-Cardenal und der Corporate-Experte Christian Jacobs in Hamburg die Kanzlei. Die Folge: Gut zehn Prozent der Equity-Partnerstellen sind heute mit anderen Köpfen besetzt als noch vor einem Jahr!
Dass so etwas in einer Kanzlei für Verunsicherung sorgt, ist klar. Doch der vor einiger Zeit gemachten Ansage, die Qualität des Geschäfts weiter steigern zu wollen, folgt nun einfach der nächste Schritt: Zunächst stand mehr Teamarbeit und die Aufgabe standortbezogenen Denkens im Vordergrund, nun lässt White & Case die jüngere Generation ans Ruder. Das ist richtig – selbst, wenn es dabei auch schmerzhafte Abgänge gab.
Aber: So geballt hätte es nicht kommen müssen. Denn ein solch deutlicher Schnitt besagt immer auch, dass manches vorher versäumt wurde. Einen Generationswechsel in Hamburg hätte die Spitze längst einleiten können, die Größe und den Zuschnitt ihrer Finanzpraxis früher auf den Prüfstand stellen müssen.
Dieses Zögern musste das Management ablegen, um die Kanzlei der Spitze näher zu bringen. Nun braucht es auch ein klareres Bekenntnis nach innen wie außen: Wir wollen ganz oben mitspielen. Auf dem möglichen Weg dorthin wird es vor allem auf die Corporate/M&A-Praxis ankommen. Aber trotzdem sollte sie nicht den Fehler begehen, den schon andere gemacht haben: ihre eigentliche Stärke zu vergessen – ihr breites Angebot. (René Bender)