Hierzulande ist nun Ähnliches zu beobachten. Allerdings hätten die Kanzleien schon immer gerne mehr Absolventen mit Prädikatsexamina engagiert, als der Markt hergab. Neu ist, dass die meisten Sozietäten heute Absolventen mit schlechteren Noten einstellen (was ungern zugegeben wird) und zu finanziellen Argumenten greifen, um sich die besten Berufseinsteiger zu
sichern. In Großbritannien und den USA hat sich der Markt seit dem Internet-Boom wieder etwas beruhigt. US-Kanzleien bezahlen in London weiterhin die höchsten Gehälter, der Magic Circle bietet dafür angeblich mehr Kollegialität und betont, dass bisher bei den US-Kanzleien noch immer nur ein Bruchteil der Londoner Associates zu Partnern ernannt wird.
In den USA herrscht ein wesentlich ausgeprägteres Berufsethos: Spitzenabsolventen, denen die konventionellen Karrierepfade zu ausgetreten sind, lassen sich gerade dadurch locken, dass auch Pro-Bono-Arbeit bei bestimmten Kanzleien einen großen Stellenwert hat. Eine so klare Alternative fehlt in Deutschland. Viele Partner fürchten das Image einer “weich” geführten Lifestyle-Kanzlei, dabei ließen sich gerade hier neue Argumente finden, um Top-Absolventen zum Einstieg zu bewegen.
(Aled Griffiths)