Kommentar

Rechnung aufgegangen

Kann es gut gehen, eine Kanzlei von einem Full-Service-Anbieter zu einer ‚Deal-Firm‘ umzumodeln? Zerreißt es eine Partnerschaft, wenn man ihr die historischen Wurzeln abschneidet? Erträgt sie einen Quereinsteiger, der mehr verdient als jeder andere Partner der Sozietät?

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All diese für Kanzleien existenziellen Fragen musste Linklaters in den vergangenen Jahren beantworten. Mit der breit aufgestellten Einheit à la Oppenhoff oder der Steuerboutique à la Rädler Raupach hat sie heute nichts mehr zu tun. Und Ralph Wollburg, der 2007 von Freshfields Bruckhaus Deringer kam, ist noch immer der einzige Partner in Deutschland, der auf britischem Plateau bezahlt wird. Und doch: Linklaters steht heute besser da als je zuvor.

Allen Anfeindungen und Rückschlägen zum Trotz hat Linklaters ihren Kurs beibehalten. Das Ergebnis: Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte die deutsche Praxis ihre Einnahmen um knapp zehn Prozent und entwickelte sich wesentlich dynamischer als die Konkurrenz.

Aus einem Kuchen, der schon verteilt ist, bricht sie größere Stücke heraus – und zwar auf Kosten von Wettbewerbern wie Freshfields Bruckhaus Deringer oder Hengeler Mueller. Seien es die Beziehungen zu RWE oder Thyssen Krupp, seien es die Deutsche Bank oder Siemens, wo Linklaters jahrelang das Nachsehen hatte. Bei Siemens mauserte sie sich zuletzt sogar zur Hauptberaterin für internationale Großdeals, wie beim versuchten Einstieg bei Alstom. Dasselbe gilt für den Bereich Private Equity: Linklaters betreute jüngst IK Investment beim Verkauf des Feuerlöscherherstellers Minimax. Den Einstieg der PE-Firma hatte seinerzeit Hengeler begleitet.

Doch der vielleicht wichtigste Effekt, den der konsequente Umbau in Deutschland ausgelöst hat, betrifft ihr internationales Standing. Die Beratungen von CSAV (beim Zusammenschluss mit Hapag-Lloyd) und von McKesson (bei der Übernahme von Celesio) zeigen, dass ihre Maschinerie bei Inbound-Transaktionen immer besser geölt läuft. (Jörn Poppelbaum)

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