Die China-Praxis braucht ihn, davon ist Ranft überzeugt. Es stimmt – eine so marktrelevante Praxis erfordert intensive Beziehungspflege. Dass die Position als Vollzeitmanager einer Kanzlei im Umbruch seine volle Aufmerksamkeit fordern wird, hätte Ranft aber schon bei seiner Kandidatur klar sein müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt löst seine Entscheidung vor allem Unsicherheit aus. Die Kanzlei ist noch lange nicht am Ende ihres Umbauprozesses angekommen. Die internationale Strategie und der weitere Aufbau von Sektorgruppen bleiben wichtige strategische Themen.
Hinzu kommt, dass Ranfts Rücktritt das gesamte Management in Frage stellt. Denn die Leiter der vier Business Groups werden vom Managing-Partner bestimmt. Dass die bisherigen Köpfe auf ihren Posten bleiben, ist also kein Selbstläufer. An Bewerbern für das Amt wird es Taylor Wessing nicht fehlen. Schon in der vorherigen Bewerbungsrunde war Ranft nicht der einzige Kandidat. Was aber fehlt, ist wertvolle Zeit, die sie für die konkrete Umsetzung ihres sogenannten Wittenberg-Plans gebraucht hätte. Die fließt stattdessen in ein mehrmonatiges Wahlprocedere.
Sobald sich der weiße Rauch verzogen hat, wird der neue Amtsinhaber die Gefahr sehen, in der Taylor Wessing schwebt. Einige ihrer Wettbewerber haben schon erlebt, wie unentschlossenes Management die Kanzleikultur vergiftet. Mit einem behutsamen Kurs wollten Ranft und sein Vorgänger diese retten. Ein härterer Richtungswechsel wäre ihnen zu brutal gewesen. Immer wieder aufgerissene Wunden heilen aber erst recht schlecht.