Kommentar

Trotz der überraschend guten Umsätze dürfen sich die Kanzleien nicht zurücklehnen

Autor/en
  • Ludger Steckelbach

Wo ist das Problem, werden sich manche fragen. Vor einigen Wochen meldeten Großkanzleien wie Hogan Lovells oder Gleiss Lutz hervorragende Umsätze für 2020. Nun liegen die Zahlen für die 50 umsatzstärksten Kanzleien im Mittelstandsgeschäft vor und auch hier zeigt sich: Für breit aufgestellte Rechtsberater gibt es keine Corona-Krise, im Gegenteil.

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Das bang erwartete Ende der Sonderkonjunktur durch den Dieselskandal konnten die meisten Mittelstandsberater gut abfedern, weil ihre Mandanten mehr Beratungsbedarf hatten als zuvor. Dabei ging es noch nicht einmal um harte Restrukturierungen und Distressed Deals, sondern zunächst um den neuen Normalzustand im Arbeits-, Handels- und Vertragsrecht. Also doch wieder alles in Butter? Genau das wäre der falsche Schluss. Denn das wirtschaftliche Umfeld hat sich seit Frühjahr 2020 nicht verbessert, und der Preisdruck für Rechtsberater nimmt weiter zu.

Auch Full-Service-Kanzleien, die je nach Konjunktur mal in diesem, mal in jenem Fachbereich mehr Geld einspielen, müssen sich mehr Gedanken über eine effiziente und rentierliche Aufstellung machen. Am Ende könnte dieser Aspekt der Dieselprozesswelle bedeutender sein als all die Millionen, die die Kanzleien damit verdient haben: Wer an diesem Komplex beteiligt war, kennt den aktuellen Entwicklungsstand Legal-Tech-gestützten Arbeitens und hat die neuen Effizienzstandards hoffentlich schon in den Kanzleialltag integriert. Denn diese Standards prägen auch die Erwartung der Mandanten – umso mehr, je stärker diese selbst unter wirtschaftlichem Druck stehen.

Darum ist nun das gefragt, was die Management-Literatur produktive Paranoia nennt: Alert bleiben, auch wenn die Lage im Moment ganz komfortabel scheint. Wer nicht vorbereitet ist, wenn die Krise doch noch kommt, hat heute schon verloren.

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