Kommentar zur Vergütung

Wer durchblickt, ist zufriedener

Autor/en
  • Eva Lienemann

Lange Jahre in derselben Kanzlei verbringen und geduldig darauf warten, jedes Jahr ein bisschen mehr zu verdienen – das kommt vor allem bei jungen, leistungsstarken Partnern nicht mehr so gut an wie früher. Immer mehr Kanzleimanager passen sich dieser Kultur an und verabschieden sich vom reinen Lockstep. Oft modifizieren sie aber das System bis zur Unkenntlichkeit – und verlieren damit aus dem Blick, worum es eigentlich geht.

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Ständig wird optimiert, werden Leistungs- und Senioritätskomponenten neu gewichtet. Man muss viel rechnen und schrauben – und kann es am Ende doch nicht allen recht machen. Hinzu kommt, dass die meisten Managing-Partner peinlich genau darauf achten, dass Lockstep draufsteht, auch wenn im System nicht mehr viel Lockstep drinsteckt.

Lockstep ohne Lockstep: Dieses Dilemma erzeugt in vielen Partnerschaften erst recht jene Unzufriedenheit, die man eigentlich mit Vergütungsreformen bekämpfen wollte. An die Stelle des Lockstep-Problems, dass herausragende Leistung nicht  honoriert werden können, tritt dann das Problem, dass Partner eifersüchtig ihre Entnahmen mit denen der anderen vergleichen – wenn das überhaupt möglich ist. Dass oft einer vom anderen gar nicht weiß, was er verdient, und noch dazu in vielen internationalen Großkanzleien Vergütungsausschüsse in London oder New York über die Entnahmen der deutschen Partner befinden – all das trägt kaum zum Frieden in der Partnerschaft bei.

Der Ausweg aus diesem Dilemma heißt Offenheit. Es mag gute Gründe geben für undurchsichtige Vergütungssysteme. Manche Partner lassen sich so zu Höchstleistungen anspornen. Noch bessere Gründe gibt es allerdings für Transparenz: Wer versteht oder gar mit entscheidet, wie der Gewinn einer Partnerschaft aufgeteilt wird, ist weniger skeptisch und unzufrieden. Womöglich haben viele schlicht keine Lust mehr, sich par ordre du mufti die Höhe ihrer Gewinnentnahme diktieren zu lassen – und das wäre, bei allen Reibereien, kulturell eher ein Wandel zum Guten.

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