Die Strafrechtsboutique Feigen Graf hat das gesamte Münchner Team von Roxin für sich gewonnen – und das ist nicht nur für die Kanzlei selbst ein gewaltiger Schritt. Die damit verbundenen Pläne spiegeln Trends im Markt. Feigen Graf wächst auf einen Schlag um mehr als ein Drittel, ein beispielloses Wagnis in der Kanzleigeschichte: Von 15 Anwältinnen und Anwälten wächst sie auf 25. Damit nimmt Feigen Graf im doppelten Sinn eine Sonderrolle ein: Zum einen, weil sie schon vorher unangefochten zur Marktspitze gehörte, zum anderen, weil sie mit der Expansion einen Kontrapunkt setzt. Denn mit dem Münchner Team ist sie nun stärker als früher in der Lage, Defence Investigations für Unternehmen anzubieten – ein Feld, das wirtschaftlich interessant ist, aber viele klassische Strafrechtskanzleien vor Probleme stellt. Feigen Graf setzt damit einen Trend fort, der vor einigen Jahren begann. Immer mehr Strafrechtsboutiquen entdeckten interne Untersuchungen als lukratives Geschäftsfeld für sich.
Sie nutzten aus, dass von Großkanzleien geführte interne Untersuchungen in der Vergangenheit mitunter schiefgingen, weil diesen das strafrechtliche Know-how fehlte. Allerdings liegt diese Art der Beratung nicht allen Strafrechtlern – ist es doch etwas gänzlich anderes als die reine Verteidigung. So mancher hat sich inzwischen wieder davon verabschiedet.
Feigen Graf muss es nun schaffen, das neue Münchner Team zu integrieren. Doch die Zeichen dafür stehen gut. Immerhin ist es der Einheit, die bisher in Frankfurt und Köln Standorte unterhielt, wie nur wenigen gelungen, den eigenen Nachwuchs am Markt sichtbar zu machen. Dieses Kunststück schafft auch längst nicht jeder.
Der Kommentar stammt aus der aktuellen Ausgabe 04/2023 des JUVE Rechtsmarkt.