Zuwachs im Silicon Valley

Osborne Westphalen

Autor/en
  • JUVE

Graf von Westphalen Fritze & Modest und Osborne Clarke verknüpfen ihre Zusammenarbeit im IT-Sektor. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Stepstone-deals eröffnete man im Oktober ein gemeinsames Büro in Silicon Valley (USA).Osborne Clarke, die im britischen Markt zu den führenden Rechtsberatern der New Economy des Thames Valley vor den Toren Londons gehört, wird gemeinsam mit ihrer deutschen Partnerkanzlei Graf von Westphalen, Fritze & Modest im Oktober unter dem Namen Osborne Westphalen ein Büro in Silicon Valley eröffnen. Partner der britischen IT- und Corporate-Praxen sollen wechselnd gemeinsam mit einem EDV-Spezialisten und jüngeren Anwälten den Standort aufbauen.

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Den Anfang machte am 16. Oktober zunächst Angus Finnegan. Weitere Anwälte aus Großbritannien und Deutschland werden zu Terminen und Verhandlungen im Wechsel in die USA reisen. „Unser Ziel ist es vor allem, US-Unternehmen bei Fragen zum deutschen oder englischen Recht zu begleiten“, erklärt Rudolf Hübner, Graf von Westphalen-Partner aus Köln. Sein Frankfurter Osborne Clarke-Kollege Adrian Taylor ergänzt: „Erst in zweiter Linie geht es uns darum, unsere Kontakte zu den amerikanischen Partnerkanzleien auszubauen. OWA bleibt ein europäischer Verbund mit besonderem Schwergewicht auf mittelständische Unternehmen der New Economy.“

Dabei wird sich auch die Frage stellen, inwieweit man – wie in den USA bei der Start-up-Beratung mittlerweile zunehmend üblich – auch Aktien bzw. Unternehmensbeteiligungen als Honorar akzeptieren möchte. „Dabei gibt es aber eine Reihe von Fragen, die nicht so einfach zu beurteilen sind. Wir müssen genau prüfen, inwieweit es bei der Beratung von Unternehmen, an denen die Kanzlei Anteile hält, Interessenkollisionen geben kann“, gibt Taylor zu bedenken. Einen anderen Aspekt macht Hübner aus: „Es müßten auch kanzleiintern Strukturen geschaffen werden, durch die geprüft wird, von welchen Unternehmen man Equity nehmen möchte und die die gehaltenen Anteile verwalten.“

Graf von Westphalen, Fritze & Modest hat in jüngerer Zeit durch den Zugang von Quereinsteigern dem Aufbau von Kompetenz im IT-Bereich verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Nach dem Zugang von Dr. Hans-Werner Moritz in München kam auch in Frankfurt mit Dr. Katharina Scheja (von Clifford Chance) weitere Expertise hinzu. Scheja betreut u. a. Microsoft in Fragen der Produktpiraterie. Ob der Name Microsoft (bzw. Netscape auf seiten von Osborne Clarke) im Mandatsportfolio in Silicon Valley einen guten Klang hat oder aber zu Interessenkollisionen führen könnte, ist allerdings eine noch unentschiedene Frage.

Auch an den Standorten Köln und Hamburg ist die Beratung von Start-ups aus dem E-business- und IT-Sektor ein wichtiges Praxisstandbein. Osborne Clarke verfügt in Großbritannien ebenso über eine rege IT-Praxis und beriet zuletzt u.a. Netscape zur Strukturierung der Europaaktivitäten, Yahoo bei Umstrukturierungen im Rahmen ihrer Europastrategie und Redstone Telecom bei der Akquisition von Telefficiency (Volumen 125 Mio. Pfund).

„Weit über das eigentliche IT-Recht hinaus geht es um die Beratung der Branche in allen anfallenden Rechtsfragen. Dazu gehören z.B. auch Vertragsgestaltungen und Transaktionen“, betont Taylor, der als Frankfurter Partner von Osborne Clarke den deutschen Markt genau im Blick hat.

Gemeinsam waren Osborne Clarke und Graf von Westphalen zuletzt bei dem 34,9 Mio. Euro-Erwerb der am geregelten Markt notierten Job-Today AG durch den britisch-norwegischen Online-Personalvermittler Stepstone tätig. Auf deutscher Seite führten die Kölner Corporate-Partner Rudolf Hübner und Stefan Rizor das Team.

Es ist aber nicht nur Osborne Westphalen, die in neue IT-Jagdgründe vorstößt: Die Gegenbewegung aus den USA ist ebenso bereits in vollem Gang. Brobeck Phleger & Harrison, eine der erfolgreichsten Silicon Valley-Kanzleien, zu deren Mandanten u.a. Cisco Systems gehört und die 1999 einen Gewinn von 855.000 US-Dollar pro Partner erwirtschaftete, ist gemeinsam mit Hale and Dorr (Boston) in Europa als Brobeck Hale & Dorr International aktiv. Dass sie neben ihrem Büro in London im Frühjahr mit einigen aus britischen Kanzleien rekrutierten Anwälten auch eine eigene Thames Valley-Präsenz aufbaute, sorgte im britischen Markt durchaus für Aufmerksamkeit, wenn auch einer der Osborne-Partner selbstbewußt kontert: „Wir erwarten uns von dieser Entwicklung eine weitere Belebung des IT-Marktes in der Region, und davon kann auch unsere Praxis nur profitieren.“

Dass Brobeck auch interessiert ist, einen deutschen Standort, vielleicht in München, einzurichten, mochte die Kanzlei noch nicht bestätigen, gilt aber als offenes Geheimnis.

Die Mitglieder der Osborne Westphalen Alliance

Osborne Clarke – 370 Anwälte in London, Bristol, Thames Valley und Frankfurt

Graf von Westphalen, Fritze & Modest – 89 Anwälte in Frankfurt, Köln, Hamburg, München, Berlin, Dresden, Leipzig und Erfurt

Ploum Lodder Princen – 25 Anwälte in Rotterdam

Osborne Clarke Europe – 20 Anwälte in Barcelona und Madrid

Stehlin & Associés – 20 Anwälte in Paris

Im Herbst 2000 neu hinzugekommen sind 3 weitere Kanzleien:

De Wolf & Partners – 25 Anwälte in Brüssel

Pedersen & Jantzen- 15 Anwälte in Kopenhagen

Hedman & Partners- 23 Anwälte in Helsinki, Tallin und St. Petersburg

NEUFORMATION IN BRÜSSEL

Im Oktober werden Prof. Dr. Rolf Wägenbaur und Prof. Dr. Petrus Mathijsen als Partner in die Sozietät Graf von Westphalen, Fritze & Modest eintreten. Beide sind im Brüsseler Markt als besondere Kenner des Europarechts bekannt. Die von ihnen bisher betreute EWIV Eurolegal, im Rahmen derer sie seit Jahren für mehrere Kanzleien der EU-Mitgliedsstaaten europarechtliche Dienstleistungen erbrachten, wird aufgelöst.

Gemeinsam mit Dr. Carsten Bittner, der auch im Hamburger Westphalen-Büro tätig ist, werden Wägenbaur und Mathijsen in die Büros des neuen OWA-Mitglieds De Wolf & Partner mit einziehen und so das europarechtliche Angebot mit kompakterem Auftritt anbieten. Im Rahmen einer möglichen Fusion mit Bappert, Witz & Selbherr kämen auch die Anwälte aus deren Brüsseler Dependance hinzu. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir unserer Brüsseler Büro im nächsten Jahr auf sieben oder acht Anwälte vergrößern“, blickt Dr. Klaus Landry aus dem Hamburger Westphalen-Büro in die nähere Zukunft.

De Wolf & Partners ist eine im Brüsseler Markt relativ junge Kanzlei, die erst 1994 mit einer klaren Ausrichtung auf die wirtschaftsrechtliche Betreuung mittelständischer Mandanten gegründet wurde. Mittlerweile auf 25 Anwälte gewachsen, zählt De Wolf damit in Belgien zu den größeren Kanzleien. Der progressive und ambitionierte Auftritt wird durch die kürzliche Einführung eines Lock-step Vergütungssystems zusätzlich unterstrichen. Jean Naslin, der nach Syndikustätigkeit in der Industrie, u.a. bei Schlumberger, Eurotunnel und Promodes seit Jahresanfang in die Eurolegal eingetreten war, ist nunmehr De Wolf beigetreten.

„Belgien ist u.a. aufgrund der steuerlichen sowie der Arbeitsmarktsituation ein sehr interessanter Markt für junge mittelständische Unternehmen“, erklärt Adrian Taylor, Frankfurter Partner von Osborne Westphalen, die Vorteile einer belgischen Wirtschaftskanzlei im OWA-Netzwerk. „So können wir unseren Mandanten nun auch Expertise im belgischen Recht bieten.“

FUSIONSVERHANDLUNGEN

Graf von Westphalen Fritze & Modest und die bekannte Freiburger Sozietät Bappert Witz & Selbherr befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium von Fusionsverhandlungen, die man zur Jahresmitte aufgenommen hatte. Abstimmungen der jeweiligen Partner sind noch für dieses Jahr geplant.

Die Zusammenarbeit wurde bereits in mehreren gemeinsamen Mandaten geprobt, unter anderem auch bei dem Entwurf einer Holding-Konstruktion für die städtischen Betriebe in Remscheid. Adrian Taylor aus dem Frankfurter Osborne-Büro kommentiert die Entwicklung: „Aus der Sicht von OWA ist die Fusion mit Bappert sehr zu begrüßen und würde unsere Ausrichtung auf die Beratung von Unternehmen der New Economy hervorragend ergänzen.“

Kurz vor Redaktionsschluss:

Zum 15. November wird Dr. Dietmar Hantke das Münchner Büro der Sozietät Graf von Westphalen Fritze & Modest verlassen. Hantke, spezialisiert auf Gesellschaftsrecht und Schiedsverfahren, plant mit 5-6 weiteren Anwälten eine eigene Kanzlei aufzubauen.

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