Wie groß das Team sein wird, das ihnen folgt, ist bislang noch nicht genau bekannt. Dass zumindest der Großteil des IP-Teams den Wechsel mitvollziehen wird, erscheint jedoch wahrscheinlich. Zudem wird Corporate-Partner Christian Crones (39) aus dem Berliner Wilmer-Büro nach Frankfurt übersiedeln.
„Wir sind davon überzeugt, mit Wilmer Hale die perfekte Plattform für unsere gemeinsame Praxis gefunden zu haben, um Mandanten weltweit künftig noch umfassender beraten zu können“, sagte Lange, der bis Ende 2007 Managing Partner der deutschen Mayer Brown-Büros war. Der bekannte Marken- und Wettbewerbsrechtler betreut bei Mayer Brown unter anderem das Markenportfolio der Deutschen Bank. Wilmer ist bislang vor allem in den USA für ihre IP-Praxis bekannt.
Herrmann verstärkt künftig die Corporate-Gruppe von Wilmer. Der M&A- und Corporate-Anwalt ist insbesondere auf die Pharmabranche spezialisiert und berät häufig Biotech-Unternehmen, zuletzt beispielsweise die Kölner Direvo beim Verkauf an Bayer HealthCare. Eggers gehört zu den führenden deutschen Lebensmittelrechtlern. Der Litigator betreut vor allem IP- und Regulierungsverfahren im Bereich IP und Regulierung und passt damit gut zu Wilmers Arbitration-Team in London. Auch Kamann ist im Regulierungsbereich profiliert und begleitete etwa EU-, beihilfe- und kartellrechtliche Mandate. Im vergangenen Jahr erregte etwa seine Tätigkeit im Zusammenhang mit den Arzneimittel-Rabattverträgen Aufmerksamkeit.
„Wir respektieren die persönliche Entscheidung unserer Partner, künftig einen anderen Weg zu gehen und wünschen ihnen dabei alles erdenklich Gute“, sagte Mayer Brown-Managing Partner Dr. Jörg Wulfken. Der Wechsel der vier Partner sei nicht als Abbau von Supportbereichen zu werten, die Kanzlei halte am Full-Service-Ansatz fest. „IP ist und bleibt ein wichtiger Bereich für uns, der allerdings eine Entwicklung hin zu mehr Beratungs- und Litigation-Geschäft erfährt“, sagte Wulfken und verweist auf die strategische Neuausrichtung der Management-Strategie von Mayer Brown, die eine Abkehr vom Standortdenken und eine gezieltere Vernetzung der nun gestärkten Praxisgruppen voran treibe.
Der Verlust der teils langjährigen Partner ist trotzdem ein schwerer Schlag für Mayer Brown. Vor allem die Pharma-Gruppe verliert mit Eggers und Herrmann zwei tonangebende Partner. Für Mayer Brown soll Dr. Dr. Adem Koyuncu in Köln die Arbeit in diesem Bereich weiter führen.
In den vergangenen Jahren war die Frankfurter IP-Abteilung, zu der auch der Pharmabereich gehört, eine wesentliche Stütze beim Aufbau des Büros und die nach Umsatz drittstärkste deutsche Praxisgruppe. Zuletzt hatten jedoch einige Abgänge sowie der Verlust des Deutschen-Telekom-Markenportfolios negativ zu Buche geschlagen.
Pharmarechtler Ulf Grundmann und IP-Rechtlerin Mascha Grundmann gingen zu Bird & Bird. Der Patentrechtler Wolfgang Leip wechselte zu Kaye Scholer, dorthin ging auch einige Monate später IP-Partner Dr. Johann-Christoph Gaedertz. Im gleichen Zeitraum kam jedoch auch Zuwachs für die Gesellschaftsrechtspraxis: Dr. Benedikt Weiser wechselte im April von Linklaters. Allerdings verließ auch Corporate- und Kapitalmarktrechtler Peter Nägele kürzlich die Kanzlei.
Der Grund für die Serie von Wechseln sehen Marktbeobachter vor allem im veränderten Management der Kanzlei und ihrer Ausrichtung auf einen stärkeren Transaktions-Fokus.
Nach den erneuten Abgängen muss Mayer Brown nun zentrale Management-Funktionen neu besetzen: Eggers kümmerte sich als Recruitment-Partner der Kanzlei bislang um den Nachwuchs, Lange war nach der Ablösung durch Wulfken als Managing Partner weiterhin Mitglied im Policy and Planning Committee, dem internationalen Führungsgremium der Kanzlei.
Für Wilmer ist der Gang nach Frankfurt vor allem im Corporate-Bereich ein großer Schritt hin zu einer größeren deutschlandweiten Präsenz. Schon jetzt verfügt die Kanzlei auch aufgrund ihrer Regulierungs- und Kartellexpertise über gute Kontakte zu deutschen Großunternehmen insbesondere im Bereich der regulierten Industrien.
Die Mayer Brown-Mannschaft kann sich hier von der Ausrichtung her einfügen und trifft zudem auf ein Team, das eine sehr eingespielte internationale Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Kollegen pflegt. „Insbesondere im Sektor Pharma/BioTec und Life Siences verfügt Wilmer Hale über eine außergewöhnliche Expertise und ein globales Netzwerk, was die Beratung noch anspruchsvoller und interessanter macht“, sagte Herrmann. „Aber auch bei Transaktionen in den traditionellen regulierten Industrien ist Wilmer Hale schon jetzt extrem stark aufgestellt und wird von dem neuen Standort Frankfurt sehr profitieren.“
Zuletzt war Wilmer in Deutschland nur noch in Berlin vertreten, nachdem sich der Münchner Standort Anfang 2007 als MLawGroup abgespalten hatte. Das Hauptstadt-Büro musste zudem vor einigen Wochen mit dem Wechsel von Öffentlich-Rechtlerin Dr. Natalie Lübben zur Deutschen Bahn einen personellen Verlust hinnehmen, der vor allem das Regulierungs-Team getroffen hat. Doch auch hier kann die Kanzlei nun auf einen prominenten Zugang verweisen: Der Generalsekretär des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, verstärkt Wilmer seit November als Senior Counsel und wird sich von Berlin aus künftig vornehmlich um die Praxisbereiche Öffentliches Wirtschaftsrecht und Strategy and Public Policy kümmern. Schleyer war zunächst in der New Yorker Kanzlei Mudge Rose Guthrie & Alexander sowie im Stuttgarter Büro von Haver & Mailänder tätig, bevor er als Bevollmächtigter beim Bund und später als Chef der Staatskanzlei in die Dienste des Landes Rheinland-Pfalz wechselte. Als politisch erfahrener Anwalt passt er somit gut in das Wilmer-Konzept, an der Schnittstelle von Politik und Recht zu beraten.
Erstmals veröffentlicht auf www.juve.de am 14. November 2008