Vor allem Versicherungsunternehmen zeichneten das Papier nach Berichten der Nachrichtenagentur ‚Bloomberg‘. Marktbeobachtern zufolge dürfte die Laufzeit 10 bis 15 Jahre betragen. Normale Bankdarlehen – die Hauptfinanzierungsquelle internationaler Sozietäten – werden dagegen typischerweise nach drei Jahren fällig.
Dewey & LeBoeuf ist die erste Kanzlei, die seit Ausbruch der Finanzkrise eine Anleihe begeben hat, und eine der wenigen überhaupt, die sich dieses für die Branche ungewöhnlichen Mittels bedient. Öffentlich bekannt ist, dass Kanzleivorgängerin Dewey Ballantine 1990 einmal eine Privatplatzierung aufgesetzt hatte, die US-Wettbewerberin Morrison & Forster hatte 2001 und 2002 das gleiche getan. Die letzte publizierte Privatplatzierung begab Clifford Chance Ende 2002, sie löste das 150-Millionen-Pfund-Papier allerdings vorzeitig im Jahr 2005 wieder ab. Seitdem schien diese Finanzierungsform bei Sozietäten verebbt zu sein.
Darüber, warum Dewey & LeBoeuf jetzt wieder zu dieser Finanzierungsform zurückgekehrt ist, lässt sich nur spekulieren. Der New Yorker Partner Richard Shutran, Chairman von Deweys Global Finance Practice Group und Mitglied des einflussreichen Executive Committees, äußerte ‚Bloomberg‘ gegenüber lediglich, dass die Zinslast für die Anleihe attraktiver sei als die Aufnahme eines Bankdarlehens.
Klar ist, dass Dewey & LeBoeuf, wie viele andere kapitalmarktnahe Kanzleien auch, zu den Hauptleidtragenden der Finanzkrise gehörte. So ging ihr weltweiter Umsatz laut dem Branchendienst ‚Legal Week‘ 2009 um elf Prozent auf knapp 914 Millionen US-Dollar zurück. Dewey-Chairman Steven Davis bezeichnete daraufhin das vergangene Jahr als „Herausforderung angesichts des durch die Finanz- und Wirtschaftskrise signifikanten Absturzes der Wirtschaft“. Schon Ende 2008 hatte die Kanzlei ihre Partnerausschüttungen vorübergehend eingefroren (mehr…).
In Deutschland dagegen verlief das vergangene Jahr erfolgreicher: Dewey gelang es 2009, ihren Umsatz hierzulande erneut zu steigern (mehr…).
Die Finanzkrise hat auch in die Kassen anderer Spitzenkanzleien tiefe Löcher gerissen. Aktuellen Erhebungen des Wirtschaftsprüfers Grant Thornton zufolge waren die britischen Top-40-Firmen, die ihre Bilanzen veröffentlichen, im Geschäftsjahr 2008/09 mit umgerechnet rund 660 Millionen Euro verschuldet – ein Anstieg von rund 185 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Spitzenreiter unter den Kreditnehmern ist danach mit knapp 110 Millionen Euro Bankschulden Clifford Chance, gefolgt von DLA Piper mit knapp 100 Millionen und Herbert Smith mit annähernd 85 Millionen Euro.
Marktbeobachter sind sich unsicher, ob der Privatplatzierung von Dewey & LeBoeuf nun weitere Kanzlei-Anleihen in den USA folgen werden. (Jörn Poppelbaum).