Burgtheater

Früherer Geschäftsführerin steht ein Strafverfahren bevor

Autor/en
  • Raphael Arnold

Das Finanzdesaster am Burgtheater mündet in den kommenden Monaten in ein Strafverfahren. Nach jahrelangen Ermittlungen steht der früheren kaufmännischen Geschäftsführerein Silvia Stantejsky (64) ein Prozess vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien ins Haus. Gegen weitere Beteiligte, darunter den früheren Intendanten Matthias Hartmann (55), wurden dagegen sämtliche Ermittlungen eingestellt.

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Der Geschäftsbericht des Burgtheaters für das Jahr 2016/17 offenbart einen gehörigen Schuss Ironie: „Irgendwie musste man ja Geld verdienen“, prangt auf der Titelseite, ausgewiesen als Zitat aus Terézia Moras Beitrag zu ‚Ein europäisches Abendmahl‘ – eine Uraufführung aus dieser Spielzeit. Dabei agierte das Haus selbst über Jahre nach dem Motto: Irgendwie das Geld zusammenhalten. Respektive die Bilanz. 

2014 war damit erst mal Schluss. Über Monate füllte der Finanzskandal am Burgtheater die Spalten des Feuilletons in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Schließlich ging es um die Geschäfte an einer der wichtigsten deutschsprachigen Bühnen. Einiges mutete an wie eine Räuberpistole: Mediale Scharmützel zwischen Theatermachern in Zürich, Berlin, München und Wien, verschrottete Bühnenausstattungen als Sachwerte in der Bilanz, Schüsse auf den Porsche des entlassenen Intendanten Matthias Hartmann in Hietzing. 

Vier Jahre später bleibt von der Aufregung wenig: In eine Anklage mün­deten lediglich Vorwürfe der Untreue und Bilanzfälschung gegen die frühere kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky. Gegen sie steht 2019 ein Verfahren vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien an. 

Die jahrelangen Ermittlungen gegen den Ruheständler und früheren Chef der Bundestheater-Holding Georg Springer (72) und den ehemaligen Intendanten Matthias Hartmann (55) sind dagegen seit November sämtlich eingestellt. In den arbeits- und zivilrechtlichen Streitfragen einigten sich Hartmann und sein früherer Arbeitgeber danach schnell auf einen Vergleich: Beide Seiten beendeten das Dienstverhältnis rückwirkend zum 31. August 2014 einvernehmlich. Inzwischen arbeitet Hartmann als Creative Director im Red Bull Media House. Mit dieser Position dürfte auch sein Wechsel zu Anwalt Peter Vogl in Verbindung stehen. Der Partner der Kanzlei Puttinger Vogl aus Ried im Innkreis gilt als regelmäßiger Berater des Mateschitz-Konzerns.

Der Vergleich mit dem Burgtheater sieht bereits eingezahlte Pensionsansprüche Hartmanns über 150.000 Euro und 70.000 Euro an offener Gage vor. Die D&O-Versicherung der Wiener Städtischen zahlt Hartmann außerdem 355.000 Euro und dem Burgtheater 450.000 Euro. Damit gleicht sie Schäden aus, die beide Parteien gegeneinander geltend machten. 

An der grundsätzlichen Struktur mit Bundestheater-Holding und Burgtheater änderte sich bislang trotz des Finanz­desasters wenig. Obwohl sich über et­liche Jahre und unter verschiedenen Verantwortlichen ein Fehlbetrag von grob 21 Millionen aufgehäuft hatte. Im Geschäftsjahr 2013/14 verkaufte das Haus sogar die Probebühne, weil die Finanzlage „äußerst angespannt“ war, stellte der Rechnungshof in seinem Bericht 2016 fest. 

Zum Vergleich: In der wirtschaftlich erfolgreichen Spielzeit 2016/17 kam das Haus auf Einnahmen von gut 12,2 Millionen Euro, an staatlichen Zuwendungen erhielt das Theater knapp 48,4 Millionen Euro. Als Gewinn blieben davon gerade mal 857.000 Euro. Das ist nicht weiter überraschend. Theater sind regelmäßig auf Zuschüsse angewiesen, da die Eintrittskarten erschwinglich sein sollen. Daran wird sich auch unter dem neuen Intendanten Martin Kušej nichts ändern, der sein Amt im September 2019 antritt.

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