Interview

„Die Kultur über alle Ebenen ändern“

Seit etwas mehr als einem Jahr bilden Dr. Johannes Juranek und Dr. Günther Hanslik als Managing-Partner das Führungsduo bei CMS Reich-Rohrwig Hainz. Welche Strategie sie verfolgen und was sie bereits umgesetzt haben, erläutern sie im Gespräch mit JUVE.

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Johannes Juranek (links) und Günther Hanslik

Warum haben Sie entschieden, das 2019 ins Leben gerufene, vierköpfige Managementkomitee wieder aufzulösen?
Johannes Juranek: Ich war drei Jahre lang alleine Managing-Partner und da fungierte das Komitee in beratender Funktion als eine Art Think Tank und Sounding Board. Gegen Ende meiner ersten Amtsperiode zeigte sich dann auch Günther Hanslik an dem Managementposten interessiert, und wir konnten uns das gut zu zweit vorstellen. Als sich dies realisierte, war das Komitee nicht mehr nötig. Den Posten des COO haben wir aber weiterhin, und das ist sehr gut, da er in koordinierender Funktion alle Supportabteilungen überblickt und der Finanzabteilung vorsteht.

Zu Beginn Ihrer gemeinsamen Amtszeit haben Sie betont, unter anderem HR-Themen in den Vordergrund rücken zu wollen. Was ist seither diesbezüglich passiert?
Günther Hanslik: Wir befinden uns seit drei Jahren in einem Change-Prozess. Dabei verfolgen wir in verschiedenen Projekten unter anderem das Ziel, bis 2025 mit unseren CEE-Büros weiter zusammenzuwachsen. Ein achtköpfiges Steering Committee unter der Leitung von Peter Huber koordiniert die Projekte. Wichtig ist dabei, dass die einzelnen Projektgruppen paritätisch besetzt sind und alle Mitarbeiter einbezogen werden, auch mit maßgeblicher Beteiligung aus den CEE-Büros.

Juranek: So etwa ist bei einem Projekt zu KYC unter anderen ein Assistent, weil er den Akt anlegt, sowie jemand aus der IT-Abteilung dabei, weil er die Technik versteht. Der ganze Prozess ist stark verbunden mit People- und Leadership-Themen. Nach den Grundsätzen ‚Grow‘, ‚Flow‘, ‚Show‘ wollen wir auch unsere Marke als Arbeitgeber schärfen. Das soll heißen, man kann hier wachsen, mit dem Spirit der CMS-Familie, und wir geben Jüngeren eine Bühne. Im Zuge des Zusammenwachsens ist die Arbeitssprache bei uns nun auch Englisch, sobald etwas an die gesamte Kanzlei kommuniziert wird oder ein Teilnehmer aus CEE in Besprechungen oder schriftlichem Austausch involviert ist.

Wo stehen Sie bei der stärkeren Integration der CEE-Büros aktuell?
Hanslik: Uns wird ein starker atmosphärischer Fortschritt zurückgemeldet. Wir haben die Leitung des Business Developments beispielsweise aus der Kanzlei heraus nachbesetzt mit einer Kollegin aus dem Büro in Zagreb. Das war wichtig. Ich selbst bin jeweils zwei Tage im Monat an einem der CEE-Standorte. Wir haben auch einen CEE-Council etabliert: Dabei treffen sich ein Mal im Monat alle, die in CEE präsent sind oder CEE-bezogene Arbeit haben, in einem der dortigen Büros. So betonen wir immer wieder den One-Firm-Gedanken.

Woher kommt denn überhaupt die Notwendigkeit des Zusammenwachsens?
Hanslik: Das Wiener Büro ist so groß wie alle CEE-Büros zusammen, auch sind die meisten Equity-Partner in Wien. Wir haben viele Promotions gemacht im letzten Jahr, da hatten wir bis dahin einen gewissen Rückstau. Wir bekommen inzwischen das Feedback, dass ein Veränderungswille spürbar ist.

Ein zweites Thema, das sie betonen, ist die Digitalisierung. Gibt es bereits Effizienzsteigerungen dadurch?
Juranek: Hier unterscheiden wir zwischen Tools, die uns die Arbeit erleichtern, und Software, die wir nach außen anbieten.
Hanslik: Unsere Arbeit erleichtern zum Beispiel im Banking eine Plattform, über die Auszahlungsvoraussetzungen dokumentiert werden; Kanzleien, die das nicht haben, können nicht mehr als Lenders Counsel tätig sein. Die automatische Dokumentenerstellung bleibt dagegen eine Herausforderung. SPA-Dokumente beispielsweise sind komplex, das ist alles noch in Entwicklung.
Juranek: Nach außen haben wir Apps im Angebot, zum Beispiel die CMS Dawn Raid App oder den Breach Assistant, also eine Datenschutz-Checkliste. Darüber hoffen wir auch, Mandanten zu gewinnen. Außerdem haben wir mit Lupl bereits seit Längerem ein Matter-bezogenes Kommunikationssystem ins Leben gerufen, das man sich als smarteres MS Teams vorstellen kann. Diese Dinge sind international ausgerollt. Lokal haben wir etwa eine Knowledge Datenbank zur intelligenten Ablage oder auch digitale Fortbildungen. Das ermöglicht zum Beispiel den CEE-Büros den Zugriff auf diese Angebote. 

Was konnten Sie in Sachen Nachhaltigkeit umsetzen?
Hanslik: Der Wiener Standort hat ja ein Ökoprofit- beziehungsweise inzwischen ein Ecovadis-Ranking. Hier sollen die anderen Standorte nachziehen. Das betrifft die Reiserichtlinien, aber auch interne Themen wie den Umgang mit Müll.

Juranek: Es geht vor allem darum, ein Bewusstsein zu schaffen, was man tun sollte und was nicht. Zum Beispiel machen wir unser monatliches Executive Committee nun nur noch alle zwei Monate in Präsenz, und wir gestalten unser Annual Meeting mit allen Standorten grün, das heißt etwa das Essen ist vegetarisch – das war für die CEE-Standorte durchaus eine Umstellung. Auch die Anreise soll vorzugsweise mit dem Zug erfolgen. Wo das nicht möglich ist, wie in Ex-Jugoslawien, organisieren wir dann eine gemeinschaftliche Anreise per Bus.

Was steht noch auf Ihrer Agenda?
Juranek: Stark kulturell bezogene Fragen, die das Zusammenwachsen betreffen. Um die Kultur über alle Ebenen zu ändern, haben wir einen Code of Conduct etabliert. Dabei geht es darum, bestimmte Dinge, etwa Äußerungen, im Büro zu unterlassen, und wenn sie doch getätigt werden, dies offen anzusprechen. Zudem haben wir auch eine elektronische Whistleblower-Hotline. Außerdem haben wir ein Klientenfeedback-Programm angedacht, um zu erfahren, wie uns unsere Mandanten sehen.
Hanslik: Das Generationenthema ist uns ebenfalls sehr wichtig. So ist der Generationenwechsel auch in einigen CEE-Büros im Gange beziehungsweise schon vollzogen. Wir wollen zeigen: Hier hat man eine faire Chance, Karriere zu machen, und einen transparenten Karrierepfad. Auch eine Verabschiedung soll gut laufen, so wie bei unserem ehemaligen Partner Rainer Wachter, der zum Jahresbeginn aufgrund des Erreichens der Altersgrenze ausgeschieden und nun in eigener Kanzlei tätig ist, mit dem wir aber weiterhin kooperieren.

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