JUVE: Herr Korba, was gab für Sie den Ausschlag, sich Taylor Wessing anzuschließen?
Zbigniew Korba: Die Kanzlei ist eine der wenigen internationalen Einheiten auf dem polnischen Rechtsmarkt, die frischen Wind bringen. Der Wettbewerb hier ist intensiv, auch intensiver als in anderen zentral- und osteuropäischen Ländern, und Taylor Wessing hat eine klare Wachstumsstrategie. Das war mir wichtig.
Raimund Cancola: Als stärkste Volkswirtschaft in der Region ist der polnische Markt für uns wichtig. Man braucht aber eine kritische Größe, um Mandate zu gewinnen. Da kommen wir mit dem Zugang dieses Teams ein ganzes Stück weiter: Mit den beiden Partnern kommen erfahrene und jüngere Anwälte, und wir wachsen auf über 30 Juristen.
Wie passt das Team in die Gesamtstrategie von Taylor Wessing?
Cancola: Natürlich liegt ein Schwerpunkt von Taylor Wessing international im Tech- bzw. Life-Sciences- und Healthcare-Bereich. Allerdings gehört Real Estate auch zu den Fokussektoren. Der Immobiliensektor boomt in ganz Europa, insbesondere im Wohnbau. Daran kann das neue Team anknüpfen, das dann ab Februar komplett bei uns sein wird. Bank- und Finanzrecht, also Zbigniew Korbas Schwerpunkt, ist für uns ein Schlüssel, um uns den Markt weiter zu erschließen.
Korba: Mein Beratungsfeld erstreckt sich von klassischen Finanzierungen und Anleiheemissionen über Umstrukturierungen innerhalb von Finanzinstituten bis zur aufsichtsrechtlichen Beratung. Eines von vielen Beispielen dafür ist unsere Arbeit für die PKO Bank Polski in verschiedenen transaktionsbezogenen und aufsichtsrechtlichen Projekten einschließlich der Unterstützung beim Aufbau ihrer Niederlassungen in der Tschechischen Republik und der Slowakei.
Taylor Wessing hatte sich bereits im Frühjahr 2019 mit zwei Corporate-Partnern von K+L Gates verstärkt …
Korba: Das zeigte mir, dass die Kanzlei den Aufbau ernsthaft betreibt. Ich kenne Andrzej Mikosz und Jakub Pitera von früheren Transaktionen, als wir auf unterschiedlichen Seiten berieten. Und sie sind sehr zufrieden mit ihrer Rolle innerhalb von Taylor Wessing.
Wie kam Ihre Kanzlei wirtschaftlich durch das Jahr 2021?
Cancola: Wir liegen beim Umsatz über dem Vorjahr, sowohl in Polen als auch insgesamt über alle unsere Jurisdiktionen in Zentral- und Osteuropa hinweg.
Sie kommen von Deloitte Legal, Herr Korba. Was veranlasste Sie zu dem Weggang?
Korba: Das Geschäftsmodell einer Rechtsanwaltskanzlei an der Seite eines Wirtschaftsberatungsunternehmens ist gut. Zu den Vorteilen gehört, dass man sehr eng ans operative Geschäft der Mandanten herankommt und interessante, interne Projekte bearbeitet. Allerdings schließen sich Wirtschaftsprüfung und anwaltliche Beratung gegenseitig aus. Daraus entstehen Konflikte, die den langfristigen Mandantenbeziehungen eines Anwalts im Weg stehen können. So ergab sich der Wunsch, nochmal eine neue Herausforderung zu suchen.
Cancola: Für uns ist wichtig: Das neue Team hat aus sich heraus Gewicht am polnischen Markt. Und Zbigniew Korba bringt Erfahrung darin mit, Standorte auszubauen. Das ist belegt durch die Aufbauarbeit, die er bei seinen früheren Kanzleien leistete. Denn wir wollen in Polen in ein bis zwei Jahren auf rund 50 Juristen aufstocken – ohne uns selbst Druck zu machen.