Heftiger Flirt

Linklaters begleitet Deutsche Börse bei Fusionsgesprächen mit NYSE

Autor/en
  • Norbert Parzinger

Die Branchenriesen Deutsche Börse und New York Stock Exchange (NYSE) stehen kurz vor der Fusion. Durch einen Zusammenschluss entstünde das weltweit größte Wertpapierhandelsunternehmen mit einem Aktienhandelsvolumen von rund 17 Billionen US-Dollar, das entspricht einem Marktanteil weltweit von 28 Prozent.

Teilen Sie unseren Beitrag
Nikolaos Paschos
Nikolaos Paschos

Die Fusion soll per Aktientausch erfolgen, wobei die Eigner der Deutschen Börse rund 60 Prozent der Anteile am Gesamtkonzern halten sollen. Die möglichen Synergieeffekte werden mit 300 Millionen Euro beziffert. Als CEO des transatlantischen Konzerns ist Duncan Niederauer vorgesehen, der bislang an der Spitze von NYSE Euronext steht. Der Deutsche Börse-Vorstandsvorsitzende Reto Francioni ist als Chef des Verwaltungsrats im Gespräch.

Zu einem kombinierten Konzern würden außer den Börsen in Frankfurt und New York auch Handelsplätze in Amsterdam, Brüssel, Paris, Lissabon, Chicago und San Francisco sowie die Derivateplattform Liffe, der zweitgrößte europäische Wertpapierverwahrer Clearstream und mehrere Plattformen für Options- und Terminhandel gehören. Der transatlantische Konzern läge damit im Derivatehandel an der Weltspitze.

Presseberichten zufolge hatte die Deutsche Börse mindestens zwei Versuche gestartet, die NYSE zu übernehmen, zuletzt 2009. Dass die derzeitigen Verhandlungen bereits sehr weit fortgeschritten sind, war wenige Stunden nach der Nachricht bekannt geworden, die London Stock Exchange werde mit dem kanadischen Börsenbetreiber TMX fusionieren. Endgültig über beide Zusammenschlüsse befinden werden allerdings die Aufsichtsbehörden auf beiden Seiten des Atlantik.

Der Hauptfinanzberater auf Seiten der Deutschen Börse ist die Deutsche Bank, erst auf der Zielgrade kam JP Morgan hinzu. Weitere Investmentbanken werden derzeit kontinuierlich involviert. Auf Seiten von NYSE tritt als Finanzberater Perella Weinberg auf.

Branchenkenner gehen davon aus, dass dieser Zusammenschluss komplexer würde, als etwa die Daimler/Chrysler-Fusion, nicht nur, weil es seinerzeit noch kein Übernahmerecht gab.

Berater Deutsche Börse
Linklaters
(Düsseldorf): Dr. Ralph Wollburg, Dr. Nikolaos Paschos (beide Federführung), Dr. Sebastian Benz, Stephen Land (beide Steuern; New York), Dr. Carsten Grave, Alec Burnside (Brüssel), Thomas McGrath (alle Kartellrecht; New York), Dr. Herbert Harrer (Kapitalmarktrecht), Andreas Steck (Regulatory; beide Frankfurt), Bindu Culas, Scott Sonnenblick (beide New York), Pieter Riemer, Machiel Galjaart (beide Amsterdam), Sebastian Goslar, Ulli Janssen (Frankfurt); Associates: Staffan Illert, Lorenz Witte (alle Corporate),  Dr. Christian Böing (Steuern), Dr. Ingo Klauß (Kartellrecht), Dr. Frederik Winter (Regulatory; Frankfurt), Peter Cohen-Millstein, Patrick Bright (beide Corporate; beide New York)

Berater NYSE/Euronext
Wachtell Lipton Rosen & Katz (New York): David Karp, David Lam (beide Corporate), David Schwartz (US-Kartellrecht) – aus dem Markt bekannt
Milbank Tweed Hadley & McCloy (München): Dr. Norbert Rieger, Dr. Christoph Rothenfußer, Dr. Ulrike Friese-Dormann (alle Gesellschaftsrecht/M&A), Dr. Rolf Füger, Dr. Thomas Kleinheisterkamp (beide Steuerrecht), Dr. Alexander Rinne (Kartell-, Aufsichtsrecht); Associates Dr. Tobias Nikoleyczik, Dr. Michael Pujol, Dr. Axel Wahl, Ines Butenschön, Dr. Katharina Kolb (alle Gesellschaftsrecht/M&A), Dr. Andreas Boos (Kartell-, Aufsichtsrecht), Astrid Drost (Finance, Frankfurt), Tobias Beuchert (Steuern)
Stibbe (Amsterdam): Jaap Willeumier
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton (Brüssel): Nicolas Levy (EU-Kartellrecht) – aus dem Markt bekannt

Berater Deutsche Bank
Inhouse (Frankfurt): keine Nennungen
White & Case: Dr. Lutz Krämer, Jim Black (beide Frankfurt), David Johannsen (New York) – aus dem Markt bekannt

Berater JP Morgan
Hengeler Mueller: Dr. Maximilian Schiessl, Dr. Rainer Krause (beide Düsseldorf)

Berater Perella Weinberg
Inhouse
(New York): Andrew Bednar

Hintergrund: Alle Berater sind derzeit aus dem Markt bekannt.

Linklaters gehört seit Jahren zum engeren Beraterkreis der Deutschen Börse, ursprünglich im Kartell-, seit zwei Anleiheemissionen 2008 (mehr…), (mehr…) auch im Kapitalmarktrecht. Damals berieten Teams um Peter Waltz und Gabriele Röhl.

Wie aus dem Markt bekannt ist, wurde Milbank für die deutsch-rechtlichen Aspekte der Fusion direkt von NYSE Euronext mandatiert. Mit dem New Yorker Börsenbetreiber steht die Kanzlei seit Jahren eng in Verbindung; NYSE-General Counsel John Halvey war bis 1999 Partner im New Yorker Milbank-Büro. Halvey ist derzeit als General Counsel des transatlantischen Börsenkonzerns im Gespräch. Auch Cleary-Partner haben die europäische Börse Euronext schon häufiger beraten (mehr…).

Zusätzlich lässt sich die Börse im niederländischen Recht durch Stibbe beraten, weil die fusionierte Marktbetreibergesellschaft ihren Sitz in den Niederlanden haben soll. Die Kanzlei stand auch schon 2007 beim Zusammenschluss mit NYSE an der Seite von Euronext (mehr…). Zum deutschen Recht beriet damals ein Gleiss-Team um Dr. Ralf Thaeter. Punktuell ist bei den aktuellen Verhandlungen auch die Rechtsabteilung der Deutschen Bank als Berater der Deutschen Börse einbezogen.


Beim Kauf von Tradegate 2009 hatte die Deutsche Börse auf den Hogan Lovells-Partner Dirk Besse gesetzt (mehr…), der darüber hinaus wiederholt als Berater des Aufsichtsrats in Corporate-Governance-Fragen auftrat. Die Beteiligung der Frankfurter an der Bombay Stock Exchange 2007 hatte dagegen ein Noerr-Team um Dr. Tobias Holzborn und Dr. Timo Bürgers betreut. Beide Kanzleien sind, soweit bekannt, an der aktuellen Transaktion nicht beteiligt.

Presseberichten zufolge soll bis dato nicht der gesamte Aufsichtsrat der Deutschen Börse  in die Verhandlungen einbezogen worden sein. Sowohl das Aufsichtsgremium als auch die Arbeitnehmervertreter haben dem Vernehmen nach noch keine Kanzlei mandatiert. Allerdings wird der Betriebsrat der Deutschen Börse seit langen Jahren ausschließlich von dem Frankfurter Arbeitnehmervertreter Burkhardt Fischer beraten.

Eine weitergehende Mandatierung von Arbeitsrechtlern auf Seiten der Deutschen Börse ist im Zuge der Umsetzung einer möglichen Fusion wahrscheinlich. Aus dem Markt ist bekannt, dass der Gleiss-Partner Dr. Thomas Winzer die Deutsche Börse bei der letzten Betriebsänderung beraten hat.

Auch die Berater der britisch-kanadischen Börsenfusion sind inzwischen bekannt: Englischen Presseberichten zufolge lässt sich die London Stock Exchange von Freshfields Bruckhaus Deringer beraten. Auf Seiten der TMX Group ist Allen & Overy mandatiert.

Artikel teilen