Präzedenzfall

Neue Prospektverordnung: CMS und Willkie besorgen EnBW Milliarden-Finanzspritze

Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW plant eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von bis zu 3,1 Milliarden Euro.

Teilen Sie unseren Beitrag
Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe beschließt eine Milliarden-Kapitalerhöhung.

Die beiden Großaktionäre Neckarpri und OEW haben zugesagt, jeweils Bezugsrechte für 1,5 Milliarden Euro auszuüben. Die Kapitalerhöhung erfolgt durch Ausgabe von bis zu 54,2 Millionen neuen Inhaberaktien. Das Grundkapital soll dabei um knapp 139 Millionen Euro auf rund 847 Millionen Euro steigen. Die Aktionäre können innerhalb der Bezugsfrist vom 30. Juni bis 14. Juli im Verhältnis 5:1 neue Aktien zum Preis von 58 Euro je Stück erwerben.

Regulatorische Erleichterung

Die Transaktion basiert auf einer neuen Regelung der EU-Prospektverordnung, die eine vereinfachte Dokumentation ermöglicht. Diese EU-Regelung ermöglicht eine Ausnahme von der Prospektpflicht. Statt eines umfangreichen Emissionsprospektes war daher ein 11-seitiges Zulassungsdokument einzureichen. Erstes Unternehmen, das auf eine Kapitalerhöhung nach dem EU-Listing Act setzte, war HomeToGo zu Beginn des Jahres.

EnBW will mit den Erlösen die Bonität und das Eigenkapital stärken sowie finanziellen Spielraum für Investitionen schaffen. Die neuen Aktien sollen bis zum 18. Juli in den Börsenhandel in Frankfurt und Stuttgart einbezogen werden.

Als Konsortialbanken traten DZ Bank und Citibank auf.

Mit rund 30.000 Beschäftigten ist die EnBW eines der größten Energieunternehmen in Deutschland und Europa. Sie versorgt rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden mit Energie und ist auf allen Wertschöpfungsstufen von der Erzeugung über den Handel bis hin zum Netzbetrieb und Vertrieb von Strom, Wärme und Gas aktiv.

Die Berater im Überblick

Philipp Melzer

Berater EnBW
Inhouse Recht: Patrizia Berck (Leiterin Recht Konzern, Support & Versicherungen), Nils Katzmark (Syndikusrechtsanwalt Recht Konzern, Support & Versicherungen), Dr. Bernd Wörner (Konzernexperte Handels- und Gesellschaftsrecht) – aus dem Markt bekannt
CMS Hasche Sigle: Philipp Melzer (Frankfurt), Dr. Karsten Heider (Stuttgart; beide Aktien- und Kapitalmarktrecht; beide Federführung) – aus dem Markt bekannt

Simon Weiß

Berater Citigroup und DZ Bank
Inhouse Recht (Citigroup): Anna Katherina Kolb (Senior Legal Counsel ECM EMEA)
Inhouse Recht (DZ Bank): Christoph Apel (Syndikusrechtsanwalt Konzern-Treasury/Kapital & Finanzierung)
Willkie Farr & Gallagher (Frankfurt): Simon Weiß (Federführung), Joseph Marx (beide Kapitalmarktrecht), Dr. David Huthmacher (Corporate; München); Associates: Martin Kalbhenn, Niklas Keller (beide Kapitalmarktrecht)

Hintergrund: Auf Emittentenseite ist CMS mit den Partnern Melzer und Heider mandatiert. EnBW ist eine langjährige Mandantin der Kanzlei. So stand ein Transaktionsteam von CMS zuletzt beim Verkauf ihrer Anteile am Gemeinschaftskraftwerk Lippendorf an Miteigentümerin EP zur Seite.

Mit Willkie bilden die Kanzleien ein vertrautes Setup: Sie standen sich bereits bei den IPO-Vorbereitungen von Blue Elephant Energy und Weclapp in 2021 gegenüber. Die US-Kanzlei setzt ihren strategischen Ausbau im deutschen Kapitalmarktrecht fort. Nach einer Reihe prominenter grenzüberschreitender Mandate im Bereich Debt Capital Markets – darunter die komplexe Restrukturierung der Lowell Group, die Anleihegläubiger von Ams-Osram und die 25-Millionen-Euro-Anleihe von SV Werder Bremen, unterstreicht Willkie seit einiger Zeit auch im deutschen Equity-Geschäft ihre Ambitionen.

Zuletzt war das Duo um Weiß und Marx sichtbar beim Innoscripta- und Autodoc-IPO. Letzterer ist allerdings kurz vor Börsenstart geplatzt. Die Beratung der Konsortialbanken Citibank und DZ Bank bei der EnBW-Kapitalerhöhung – soweit bekannt die bislang größte europäischen ECM-Transaktion des Jahres – ist für Willkie ein weiterer Schritt. Die Kanzlei war über einen Pitch ins Mandat gekommen und arbeitete eng mit den Inhouse-Teams zusammen.

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.

Lesen sie mehr zum Thema