UniCredit hatte im September einen 4,5-prozentigen Anteil an der Commerzbank gekauft, den die Finanzagentur des Bundes auf den Markt gebracht hatte. Anschließend stellte sich heraus, dass UniCredit die Übernahme der Commerzbank beabsichtigt. Der italienische Branchenprimus hatte nicht nur weitere 4,5 Prozent der Aktien auf dem freien Markt zusammengekauft. Über Finanzderivate hat die Bank sich den Zugriff auf deutlich mehr Anteile gesichert.
Insgesamt hält UniCredit bereits 21 Prozent an der Commerzbank. Zwischenzeitlich hat sie auch die Erlaubnis der EZB-Bankenaufsicht erhalten, die Beteiligung bis auf 29,9 Prozent aufstocken zu dürfen. Die Bundesregierung hat sich allerdings gegen das Übernahmevorhaben ausgesprochen. Der Verkauf des verbliebenen 12,1-prozentigen Bundes-Anteils an der Commerzbank, der noch aus der Finanzkrise 2008 stammt, liegt auf Eis.
Politischer Gegenwind auch für Banco Popolare-Übernahme
Die nun anvisierte Übernahme der Banco Popolare di Milano wolle man bis Mitte 2025 abgeschlossen haben, hieß es seitens UniCredit. Die anschließende Integration solle binnen eines Jahres vollendet sein. Zuletzt erklärte UniCredit-CEO Andrea Orcel, sein Haus werde nicht zwei Institute gleichzeitig integrieren können. Sollte UniCredit bei BPM zum Zug kommen, wäre eine Commerzbank-Übernahme also erst einmal deutlich unwahrscheinlicher.
Allerdings regt sich in der italienischen Politik Widerstand gegen die UniCredit-Pläne. Die Regierung Meloni sähe lieber einen Zusammenschluss von BPM mit der Wettbewerberin Monte dei Paschi di Siena (MPS), die 2017 von der öffentlichen Hand aufgefangen werden musste, zuletzt aber wieder Gewinne machte. Seit 2023 trennt sich der italienische Staat sukzessive von seiner MPS-Beteiligung, um Auflagen der EU-Kommission zu erfüllen.
Deutsche Bank kommt ins Spiel
Spekuliert wird seit Bekanntwerden der UniCredit-Pläne, dass auch die Deutsche Bank an einer Übernahme der Commerzbank interessiert sein könnte. Die Deutsche Bank streitet dies kategorisch ab. Konkret über einen Zusammenschluss gesprochen hatten die beiden größten deutschen Banken 2019, als treibende Kraft hinter dem Fusionsprojekt galt der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Die Verhandlungen endeten nach wenigen Monaten ergebnislos.
Berater UniCredit
Freshfields (Frankfurt): Rick van Aerssen (M&A/Kapitalmarktrecht) – aus dem Markt bekannt
Berater Commerzbank
Hengeler Mueller (Düsseldorf): Dr. Hartwin Bungert (Gesellschaftsrecht) – aus dem Markt bekannt
Berater Aufsichtsrat Commerzbank
Gleiss Lutz (Stuttgart): Prof. Dr. Michael Arnold (Gesellschaftsrecht/M&A) – aus dem Markt bekannt
Berater Finanzagentur
Inhouse Recht (Frankfurt): Bernd Giersberg (Chefsyndikus), Dr. Florian Hassner (Leiter Stabilisierungsmaßnahmen) – aus dem Markt bekannt
Hogan Lovells (Frankfurt): Prof. Dr. Michael Schlitt (Kapitalmarktrecht), Dr. Tim Brandi (Gesellschaftsrecht/M&A) – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Mit Freshfields und Hengeler Mueller stehen sich bei dem UniCredit-Commerzbank-Übernahmeprojekt erneut die beiden Kanzleien gegenüber, die mandatiert waren, als Commerzbank und Deutsche Bank 2019 über einen Zusammenschluss verhandelten.
Freshfields berät UniCredit bereits seit der Übernahme der HypoVereinsbank 2005 und den anschließenden, langwierigen Freigabeverfahren immer wieder zu Corporate- und M&A-Projekten. Zuletzt begleitete ein Team um Dr. Andreas Fabritius und Dr. Sabrina Kulenkamp den Rechtsformwechsel des Deutschlandgeschäfts von der UniCredit Bank AG zur GmbH. Ein österreichisches Team um den Wiener Corporate-Partner Dr. Thomas Zottl war beim Transfer des Osteuropageschäfts von der Tochter Bank Austria auf das italienische Mutterhaus im Einsatz.
Die besonders enge Beziehung von Hengeler zur Commerzbank reicht ähnlich weit zurück. Die Kanzlei beriet die CoBa bereits bei der Fusion mit der Dresdner Bank 2008. Seitdem zieht die Bank Hengeler regelmäßig bei Kapital- und Strukturmaßnahmen hinzu. Auch die Komplettübernahme der Comdirect Bank Ende 2019 begleitete die Kanzlei mit einem Team um Gesellschaftsrechtspartner Bungert, der bei Hengeler für die Commerzbank-Verbindung steht.
Daneben arbeiten beide Großbanken regelmäßig mit einer Vielzahl weiterer Kanzleien zusammen.
Die Finanzagentur des Bundes, die die öffentliche Beteiligung an der Commerzbank hält, hatte für den Anteilsverkauf im September noch Sullivan & Cromwell mandatiert, entschied sich nun aber wieder für Hogan Lovells. Die Kanzlei gehört seit vielen Jahren zum Beraterkreis der Finanzagentur bzw. der inzwischen dort angesiedelten Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) und Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS/SoFFin), die Verbindung geht ebenfalls bis zu den Bankenrettungsmaßnahmen nach der Finanzkrise zurück. Auch bei der geplanten Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank 2019 hatte die Finanzagentur bereits ein Team um die Hogan Lovells-Partner Schlitt und Brandi eingeschaltet.
Gleiss Lutz-Partner Arnold berät den Aufsichtsrat der Commerzbank seit Jahren laufend.