Schon seit Jahren agiert Care Energy mit einem umstrittenen Geschäftsmodell am Energiemarkt. So weigerte sich das von Martin Kristek geführte Unternehmen, Kunden die EEG-Umlage in Rechnung zu stellen: Man sei nicht Stromlieferant, sondern Energiedienstleister, der nicht Strom, sondern Nutzenergie wie Wärme und Licht liefere, so die Begründung von Care Energy. Damit konnte das Unternehmen die Stromtarife deutlich niedriger anbieten als die Konkurrenz.
Doch damit brachte Care Energy Netzbetreiber sowie die Bundesnetzagentur gegen sich auf: Bereits 2012 kündigten Verteilnetzbetreiber zeitweise den Netzzugang, die Bundesnetzagentur verhängte zwischenzeitlich ein Bußgeld, auch zahllose Kunden gingen wegen wechselnder Tarifeinstufungen gegen das Unternehmen vor. Zuletzt verklagten verschiedene Netzbetreiber Care Energy auf eine zweistellige Millionensumme, die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und 50Hertz wurden dabei laut JUVE-Informationen von der bekannten Energierechtskanzlei Höch & Partner vertreten. Auf der Gegenseite war damals für Care Energy die Hamburger Kanzlei Dommel Schlosser & Partner tätig.
Care Energy konterte die Klagen 2015 mit einer Umstrukturierung und der Veränderung des Geschäftsmodells. Der Konflikt mit den Netzbetreibern verschärfte sich: Tennet kündigte wegen falscher Mengenprognosen fristlos den Vertrag, auch 50Hertz belieferte Care Energy wegen ausstehender Zahlungen nicht mehr – viele Kunden wechselten daraufhin zur Konkurrenz. Auch die Anwälte aufseiten von Care Energy wurden ausgetauscht: Im Konflikt mit den Netzbetreibern wird das Unternehmen seitdem von BLTS Rechtsanwälte aus Regensburg vertreten.
Nach dem Tod des Gründers und Geschäftsführers Kristek Anfang des Jahres übernahmen als Notgeschäftsführer Marc März und Abdelmajid Tareq, die nun die Insolvenz anmeldeten.
Nach eigenen Angaben versorgt das Unternehmen in Deutschland rund 12.500 Kunden mit Strom und 2.000 mit Gas sowie 12.900 Kunden in Österreich mit Strom. Der Geschäftsbetrieb soll im vorläufigen Insolvenzverfahren weitergehen, Kunden werden weiter beliefert.