BEV-Insolvenz

Logistische Herausforderung für Verwalter Bierbach

Der Strom- und Gasanbieter BEV Bayerische Energieversorgung ist insolvent. Das Amtsgericht München hat den renommierten Verwalter Axel Bierbach von Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen zum vorläufigen Verwalter bestellt. Falls die kolportierte Zahl von 500.000 BEV-Kunden stimmt, müssen Bierbach und sein Team demnächst viele Briefe schreiben.

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Axel Bierbach
Axel Bierbach

Eine Krise des Energieversorgers hatte sich bereits seit Wochen angekündigt. Öffentliche Diskussionen über extreme Preiserhöhungen und fehlerhafte Rechnungen riefen die Bundesnetzagentur auf den Plan. Die Bonner Behörde eröffnete Mitte Januar ein Aufsichtsverfahren nach Paragraf 65 des Energiewirtschaftsgesetzes, um „intransparente Zwischenabrechnungen und Nichteinhaltung der Anforderungen (…) an Rechnungen für Energielieferungen“ zu untersuchen. Das Unternehmen selbst nannte gestiegene Beschaffungskosten als Grund für die Krise. Der zuletzt veröffentlichte Umsatz lag bei 126 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2016).

Stuttgarter Arbeitsrechtler war Interimsgeschäftsführer

Mit dem Insolvenzantrag beauftragte BEV laut dem veröffentlichten Gerichtsbeschluss die Offenburger Kanzlei Nickert. Doch es gab im BEV-Komplex noch weitere Beteiligte auf anwaltlicher Seite: Prof. Dr. Stefan Nägele, Gründer der gleichnamigen Arbeitsrechtsboutique in Stuttgart, hatte 2018 im Rahmen eines bestehenden Mandats zeitweilig die BEV-Geschäftsführerposition inne. Mandant war die BEV-Muttergesellschaft Genie Holding AG aus der Schweiz, bei der Nägele auch im Verwaltungsrat saß. Beide Posten, Geschäftsführung und Verwaltungsratsitz, gab Nägele Ende Oktober 2018 auf. Die BEV konnte damals den kaufmännischen Leiter der Stadtwerke Augsburg, Dr. Ralph Steger, als Nachfolger für die Geschäftsführung gewinnen.

Die Kanzlei des Verwalters Bierbach hatte im Herbst diverse Sachwalterrollen in Insolvenzverfahren mit über 1.000 Mitarbeitern übernommen: Bierbach selbst ist Sachwalter für den Autozulieferer Mitec, Partner Oliver Schartl beaufsichtigt die Insolvenz der Modekette K&L. Die BEV-Insolvenz – eines der selten gewordenen Großverfahren ohne Eigenverwaltung – stellt allerdings eine deutlich größere Herausforderung dar. Wenige Tage nach dem Beginn des Verfahrens konnte Bierbach eine Vereinbarung mit dem Stromanbieter Lichtblick abschließen. BEV-Kunden können dort einen Sondertarif erhalten, und für jeden Wechsel zahlt Lichtblick eine Provision, die in die Insolvenzmasse fließt. Marktbeobachtern zufolge vertrat DLA Piper dabei den Insolvenzverwalter. Unter Federführung von Restrukturierungspartner Dr. Dietmar Schulz beriet demnach unter anderem der IP-Rechtler Dr. Burkhard Führmeyer.

Pleiteserie im Energiehandel reißt nicht ab

Insolvenzen im Sektor Energie beschäftigen seit etlichen Jahren Verwalter und Gerichte. White & Case zum Beispiel kümmert sich seit Jahren um die Aufarbeitung von Teldafax und Flexstrom, für die sie auch viele Anfechtungsprozesse geführt hat. Doch auch kleinere Anbieter aus dem norddeutschen Raum waren zuletzt von Insolvenzen betroffen: In Hamburg etwa Enversum, die Dr. Dietmar Penzlin von Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin verwaltet, oder in Hannover die Eveen Energie mit Prof. Dr. Volker Römermann aus der gleichnamigen Kanzlei als Verwalter.

Anmerkung: Wir haben die Meldung am 12.02.2019 ergänzt.

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