Brinkmann-Anwalt verwaltet Heros-Pleite

Manuel Sack von Brinkmann & Partner in Hannover ist seit Ende Februar Insolvenzverwalter der Heros Unternehmensgruppe. Das deutsche Geldtransportunternehmen besaß 2005 in der Branche einen Marktanteil von über 50 Prozent. Von der Insolvenz betroffen sind 27 Gesellschaften mit insgesamt rund 5.000 Mitarbeitern. Verantwortliche Heros-Mitarbeiter, an erster Stelle der Inhaber Karl-Heinz Weis, sollen bis zu 350 Millionen Euro an Kundengeldern veruntreut haben. Betroffen sind zahlreiche Handelsketten, darunter Presseberichten zufolge der Rewe-Konzern mit einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe.Nach Angaben Sacks wurde dieser Betrug möglich, weil Heros einen großen Teil der Kundenkonten nicht als Treuhandkonten geführt hat und sich bei den eingezahlten Geldern unbeaufsichtigt bedienen konnte. So wurde eine Liquidität des Unternehmens vorgetäuscht, die vermutlich schon seit längerer Zeit nicht gegeben war. Pressemeldungen zufolge gab es ein Geflecht aus Korruption, Erpressung und unterbliebener behördlicher Aufsicht, das die Unterschlagungen ermöglichte.

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Sack hat ein ganzes Team von Anwälten zusammengestellt, das die Heros-Gesellschaften an verschiedenen Standorten betreut. Er hofft, bis Ende April neue Eigentümer für die Heros-Betriebe gefunden zu haben. Mit fehlendem Geld hat Sack schon seit dem vergangenen Jahr zu tun: Er verwaltet seit Mai 2005 die insolvente SD Global Equity, die 9.000 Geldgebern die Einlagen nicht zurückzahlen kann.

Bei der Oskar Biffar GmbH & Co. KG aus dem pfälzischen Edenkoben ist Markus Ernestus von feb Rechtsanwälte, Mannheim, zum Insolvenzverwalter bestellt worden. Das Traditionsunternehmen hatte Mitte Januar Insolvenzantrag beim Amtsgericht Landau gestellt, nachdem Biffars Geschäft mit hochwertigen Haustüren angesichts der schwachen Baukonjunktur in den letzten Jahren nur noch Verluste eingebracht hatte. Einen gewichtiger Kostenfaktor stellt der Vertrieb dar, der über drei Kanäle – Direktvertrieb, Franchise-Partner und Handelsvertreter – läuft. Für den Direktvertrieb gab es 58 eigene Niederlassungen: Zu viele, wie es aus der Verwalterkanzlei heißt.

Ernestus führt den Betrieb zur Zeit weiter, da die gute Auftragslage und reges Investoren-Interesse eine wirtschaftlich stabile Perspektive für das Unternehmen verheißen. Allerdings musste das Unternehmen „fit für Investoren“ gemacht werden, erklärte Ernestus. Das Rechnungswesen wurde neu organisiert, der Vertrieb gestrafft. Zahlreiche Stellen fielen weg. 217 von 384 Mitarbeitern haben jetzt noch einen Arbeitsplatz in Produktion und Vertrieb von Biffar, für die restlichen fanden – noch vor der Insolvenzeröffnung Ende Februar – mit dem Betriebsrat Gespräche über einen Interessenausgleich und Sozialplan statt. Ernestus geht davon aus, bis Juni Verhandlungen über einen Verkauf des Unternehmens zum Abschluss bringen zu können.

Weiter geht die Arbeit beim insolventen Automobilzulieferer Altec Automotive, seit Ende Januar unter vorläufiger Verwaltung von Dr. Michael Prager von Pluta, Bayreuth. Presseberichten zufolge hatte Ende Dezember 2005 ein Bankenkonsortium Kredite im Wert von 28 Millionen Euro gekündigt und so die Insolvenz unausweichlich gemacht.

Altec gehört zu dem spanischen Infun-Konzern und produziert mit rund 150 Mitarbeitern Ölwannen und Leiterrahmen für Automobilwerke in Deutschland und Österreich, hauptsächlich für Audi. Dem Vernehmen nach wird ein neuer Partner für Altec gesucht, erste Gespräche hat Prager bereits mit dem Infun-Präsidenten Pedro Alonso in Barcelona geführt. Seit kurzem verfügt Pluta in der spanischen Stadt auch über ein eigenes Büro (JUVE 03/06).

Obwohl die Kunden der Hans Esser GmbH große Namen wie Bayer und Lanxess tragen, musste der Chemie-Dienstleister Anfang Februar trotzdem einen Insolvenzantrag stellen. Jetzt steht das Unternehmen unter der Verwaltung von Dipl.-Kfm. Dr. Frank Nikolaus von der Sozietät Depping Nikolaus & Partner.

Insbesondere der Geschäftsbereich Nord mit den Standorten Gelsenkirchen und Marl hatte in den letzten Jahren Verluste gemacht, während der Esser-Standort Leverkusen mit 260 der insgesamt 410 Mitarbeiter durchaus stabil gearbeitet hat. Nach Angaben von DNP ist es gelungen, die Geschäftsbeziehungen zu langjährigen Auftraggbebern zu erhalten, die Suche nach Investoren hat begonnen.

Im vergangenen Jahr konnte Nikolaus ein Unternehmen ähnlicher Größenordnung und Branchenorientierung aus der Insolvenz retten – die Elektromontagegesellschaft Finger & Pelz wurde schließlich vom Management unter Beteiligung der Belegschaft übernommen.

Als die zwei Hauptgläubiger Finanzierungszusagen zurückzogen, musste die schwäbische Rinol AG Insolvenz beantragen: Die Investoren D. B. Zwirn und Morgan Stanley hatten im Januar den Geldhahn zugedreht, und Rinol wurde der vorläufigen Verwaltung von Rolf Friedrich von der Kanzlei Rüdisühli Friedrich Brenner Renz in Stuttgart unterstellt.

Eine Auffanggesellschaft soll nun die Auslandsbeteiligungen und die Markenrechte des Herstellers von Bodenbelägen übernehmen. Über die Zukunft der Rinol Deutschland, die an den Standorten in Renningen und Bremen knapp die Hälfte der insgesamt 650 Mitarbeiter beschäftigt, wird noch weiter verhandelt. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird für April gerechnet.

Die portugiesische Sonae Indústria hat den größten Teil der Hornitex-Gruppe erworben. Unter der Regie des Insolvenzverwalters Dr. Werner Schreiber von Wellensiek Rechtsanwälte wurde dadurch eine Zerschlagung des seit 2002 insolventen Großunternehmens aus der Holzwerkstoffbranche weitgehend verhindert. Ein Standort in Nidda war zwar schon vor zwei Jahren an die Pfleiderer-Gruppe übertragen worden, aber die portugiesischen Käufer übernehmen jetzt einheitlich die Werke in Duisburg, Horn-Bad Meinberg und Beeskow. An diesen drei Standorten sind 1.400 Mitarbeiter tätig.

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