Das Fell wird verteilt

Seit Mitte August ist das Schicksal der internationalen US-Kanzlei Coudert Brothers besiegelt. Die ins Trudeln geratene Sozietät löst sich nach gescheiterten Fusionsverhandlungen mit Baker & McKenzie offiziell auf. Ihre Noch-Partner suchen neue Wirkungsstätten.In Deutschland ist die Entscheidung bereits gefallen. Ein elfköpfiges Team (darunter fünf Partner) eröffnet im Oktober für DLA Piper Rudnick Gray Cary ein Büro in der Mainmetropole.

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Die Coudert-Anwälte wussten bereits seit Juni, dass sie bei der US-Kanzlei keine Zukunft mehr haben würden (JUVE 08/05). Damals hatte ihnen das Management völlig überraschend die baldige Schließung der beiden deutschen Standorte in Frankfurt und Berlin mitgeteilt.

Zu DLA Piper, die hierzulande unter ihrem Managing Partner Dr. Ulrich Jüngst seit rund einem Jahr kräftig expandiert, gehen als Partner der Arbeitsrechtler und bisherige Frankfurter Office Head von Coudert, Michael Magotsch, sowie Rainer Jacob (Corporate und IT), Martin Heinsius (Corporate und Finance), Michael Ghaffar (M&A) und Dr. Kirsten Girnth (Corporate, Finance und IT).

Er habe zuvor mit einer Vielzahl von Kanzleien verhandelt, sagte Magotsch. Zu DLA Piper sei der Kontakt sehr schnell zustande gekommen. Dorthin war erst 2003 das Mailänder Coudert-Büro, besetzt mit ehemaligen Partnern der Coudert-Vorgängerkanzlei Schürmann, gewechselt. „Zu ihnen haben wir bis heute gute Beziehungen“, so Magotsch. Dies habe auch zur Entscheidung für DLA Piper beigetragen.

Schwerpunkte des neuen DLA Piper-Standorts in Frankfurt sollen Corporate sowie Bank- und Finanzierungsrecht sein. Partner aus London, New York und Chicago sollen künftig nach Frankfurt wechseln und von dort aus Bankenmandate betreuen. Dr. Ulrich Jüngst, deutscher Managing Partner von DLA Piper, ist künftig teilweise im Frankfurter Büro tätig, „um die Integration der neuen Anwälte in die deutsche Organisation sowie den Aufbau des Standorts voranzutreiben“, wie die Kanzlei mitteilte.

Von dem Ende von Coudert scheint DLA Piper unterdessen auch in Belgien zu profitieren, wo die Sozietät vor der Übernahme der angesehen Praxis steht.

Die erste Kanzlei, die sich nach dem Auflösungsbeschluss ein großes Stück des Coudert-Kuchens einverleibte war die US-Kanzlei Orrick Herrington & Sutcliffe. Zu ihr wechselten rund 40 Anwälte der angesehenen China-Praxis von Coudert. Damit folgten sie früheren Kollegen aus London und Moskau, die bereits im Mai zu Orrick gegangen waren (JUVE 07/05). Orrick und Coudert hatten kurz zuvor über eine Fusion verhandelt. Erneute Fusionsverhandlungen gab es dann im Sommer zwischen Coudert und Baker & McKenzie – auch diese verliefen erfolglos. Englischen Presseberichten zufolge soll Baker Coudert jedoch ein inoffizielles Angebot bezüglich der Standorte in New York, Washington, Moskau und Almaty unterbreitet haben.

Prominentester Abgang ist bislang David Huebner (45), bis vor wenigen Monaten Chairman von Coudert. Der Prozess- und Schiedsexperte verstärkt seit September die Konfliktlösungspraxis von Sheppard Mullin Richter & Hampton in Los Angeles. Huebner sei der dienstälteste Partner, der die internationale Sozietät nach ihrem Auflösungsbeschluss verlässt, heißt es in der englischen Fachpresse. Ins New Yorker Büro von Sheppard Mullin war im August bereits Ex-Coudert Partner Kevin Goering gewechselt. Huebner trifft in seiner neuen Kanzlei auch noch auf weitere alte Bekannte: In der Niederlassung in San Francisco arbeiten die Ex-Coudert Partner David Schnapf und Ed Lozowicki.

Der Ausverkauf der gut 150 Jahre alten Traditionskanzlei dürfte noch nicht vorüber sein. Angeblich haben weitere US-Sozietäten, wie etwa McDermott Will & Emery oder Wilson Sonsini Goodrich & Rosati Interesse an Teilen des Coudert-Netzwerkes. Auch DLA Piper soll dazugehören.

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