Sorge um den Rechtsstaat

Juristenverbände appellieren erstmals gemeinsam an die Politik

Der Deutsche Richterbund, der Deutsche Anwaltverein, der Deutsche Juristinnenbund und der Deutsche Juristentag wenden sich in einer gemeinsamen Erklärung an die Politik und insbesondere an die Union. Sie fordern, die Diskussion um den Schutz des Bundesverfassungsgerichts wieder aufzunehmen. Eine solche gemeinsame Kampagne der Verbände hat es bisher noch nie gegeben.

Teilen Sie unseren Beitrag

Den pressewirksam und einseitig verkündeten Rückzug der Union aus den fortgeschrittenen parteiübergreifenden Gesprächen für einen Gesetzesentwurf vor nun einer Woche halten die Verbände für falsch. Dem Bundesverfassungsgericht komme „eine zentrale Funktion für die Sicherung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu, die das Grundgesetz nicht genug absichere. Die Verbände betonen die Argumente der Resilienz-Debatte, wonach „das Gericht  weder gegen Blockaden durch parlamentarische Minderheiten noch gegen zielgerichtete gesetzliche Eingriffe einfacher Mehrheiten geschützt“ sei.

Sie fordern daher alle demokratischen Parteien auf, dass sie die Gespräche über ein höheres Schutzniveau für das BVerfG fortsetzen und gemeinsam zu einer Lösung kommen. Es müssten auf Länder- und Bundesebene entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden, „um den Rechtsstaat wehrhafter gegen Extremisten aufzustellen“. An Ungarn und Polen sei abzulesen, wie schnell stabile Rechtsstaaten kippen könnten.

Deutscher Juristentag auch dabei

Nach JUVE-Informationen ist die gemeinsame Mitteilung der vier deutschen juristischen Berufsverbände ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Schon vor einem Monat schlossen sich zahlreiche Organisationen des Rechtsmarktes zusammen. Damals unterzeichnete neben der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) auch der DAV, der Deutsche Juristinnenbund und der Deutsche Richterbund das Statement gegen den sogenannten ‚Masterplan‘, der bei einem geheimen Treffen von AfD-Mitgliedern in Potsdam im November entworfen worden war. Seinerzeit war der Deutsche Juristentag nicht mit von der Partie.

Der Deutsche Juristentag, ein Verein, trägt alle zwei Jahre den größten rechtspolitischen Kongress in Europa aus. Wie aus einem Beitrag der ARD zu diesem Thema hervorgeht, ist die Beteiligung des Deutschen Juristentags nun von besonderer Bedeutung: Denn Vorsitzender der ständigen Deputation des Deutschen Juristentags ist Henning Radtke – ein auf Vorschlag der Union gewählter Verfassungsrichter.

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.

Lesen sie mehr zum Thema